Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 5.1860

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12973#0113

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nerausgegebrn und rrdigrrt

Du. Mar Schasler,

Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.

Abonnemente

„Die Dioskuren" erscheinen wöchentlich(Sonnabends) in 1—2 Bogen 4to
zum Abonnementspreise von Thlr. pränumerando pro Quartal. Bestel-

lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Divskuren", für auswärts

bedingungen.

sämmtliche postanstalleu, Buch- und Nunsthandlungcn Deutschlands, sowie für
frankirte Kreuzbandsendungen die Expedition in Berlin. — Preis einer einzelnen
Nuuimer 3 Sgr. ohne Kunstbeilage.

Das Keckabtionsbureau (Wilhelmsstr. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.

Inh

Abhandelnde Artikel: Studien zur Geschichte der bildenden
Künste im neunzehnten Jahrhundert. (Abth. 11. Schluß.)
Von W. Weingärtner.

Korrespondenzen: □ Breslau, den 5. März. (Schlesische
Kunstzustände; Restaurationen und Neubauten; Neues Kunst-
lehrinstitut.) — © Wien, im März. (Noch einmal die
Februarausstellung,)

alt:

Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Stettin,
Weimar, München, Rom.

Kunstlitcratur und Album: Italienische Literaturbriefe über
Kunst von N.r.

Kunstinstitute und Knnstvereine: Kunstverein zu Halberstadt.
Aufruf an das deutsche Volk ;u Beiträgen für die Errich-
tung eines Denkmals für Ernst Moritz Arndt.

Studien zur Geschichte der bildenden Künste im neunzehnten Jahrhundert. (Abth. II. Schluß.)

Bon W. Weingärtner.

„stampf gegen die Akademien"! kantete daher
die Devise, die bereits auf der Fahne der älteren rö-
mischen Schule eiues Carstens, Wächter, Schick,
Koch, Reinhardt, Catel und anderer weniger bedeuten-
der Männer stand. Sie war das Signum, unter dem die
neuere Kunst den Sieg davon tragen sollte über den Zopf, an
dem Men gs, Angelika Kaufmann und Tischbein um-
sonst herumgebessert hatten. Davon schassten uns die Leistun-
gen der Jünger Weimars und die Tableaus der Akademiker
und ihrer Nachfolger die genügende Ueberzeugung. Ein
freierer Wuchs war eben nur zu erzielen, wenn man den
Muth hatte, die vermeintliche Hauptzierde an der Wurzel
selbst anzugreifen, mit Stumps und Stiel auszurotten.
Auch hier bewährte sich einzig und allein das oft erprobte
Mittel einer Radikalkur, die nöthigen Falls selbst, ein-
zelne gesunde noch lebensfähige Theile nicht schonen darf,
sobald es den ganzen Körper mit voller Sicherheit zu ret-
ten gilt.

Keinem stand die Lösung dieses Problems so klar vor der

Seele, wie dem Helden dieser Epoche, dem Bannerträger
der kommenden Generation, Asmus Jakob Carstens
(geb. 1754 zu St. Gürgen i. Schleswig f in Rom 1798.)
„Reinigung der Form nach dem Muster der Autike", da-
nach ging das Streben der Besseren in der verflossenen
Zeit; Fesselung derselben an die Normen und Typen des
Alterthnms war die Absicht der Talentlosen, welche jenen
Grundsatz adoptirt und bis zur abstoßendsten Thorheit ver-
folgt halten; daneben machte sich in Haltung und Farbe
noch ein widerwärtiger und maaßloser Eklekticismns breit,
der in einzelnen Fällen sogar zu scheinbar glänzenderen
Resultaten führte, als die waren, welche Carstens und
seine Freunde in mancher Hinsicht augenblicklich zu erringen
vermochten. Selbst die Form als solche mußte theilweise
wieder vernichtet werden, um den gesunden Kern aus
der glatten Hülle zu Tage zu fördern. Die Form muß
nach Carstens' Theorie und Praxis gleichfalls schön sein;
aber sie soll eben nur schön sein als Ausdruck eines schönen
und zugleich poetischen Gedankens. Waren jene eben er--
 
Annotationen