Nerausgegekeil und rrdigirt
von
Di-. Mn Schasler,
Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.
|> 3. Juni. j)
<> 186«. . ?
Abonnements
„Die Dioskuren" erscheinen wöchentlich(Sonnabends) in 1—2 Bogen 4to |
zum AbvnnementSpreise von 1^ Thlr. pränumerando pro Quartal. Bestel-
lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Dioskuren". für auswärts
bedingungen.
sämmtliche Postanstalten, Buch- und Uunsthandlungen Deutschlands, sowie für
frankirte Kreuzbandsendungen die Expedition in Berlin. — Preis einer einzelnen
Nummer 4 Sgr. ohne Kunstbeilage.
Das Redaktionsbureau (Wilhelmsstr. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.
Inh
Abhandclndc Artikel: Anton Waterloo. Eine Künstler-Studie
von Karl von Rosen. (Fortsetzung.)
Korrespondenzen: ^München, Ende Mai. (Maifest der Künst-
ler.) — ^ München, den 17. Mai. (Kunstverein.) —
© Wien, Ende Mai. (Ausstellung des österreichischen
Kuustvereins.)
alt:
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten ans Berlin, Potsdam,
Köln, Düsseldorf, München, Wien, Mantua.
Kunstinstitute: Wissenschaftlicher Kunstverein in Berlin. — Ver-
bindung für historische Kunst. — Die Künstler-Vereine und
die Kunst-Vereine.
Anton Waterloo.
Eine Künstler-Studie von Karl von Rosen.
Den abgestumpften Nerven, welche nur durch starke
Reizmittel noch für Genüsse empfänglich werden, ist unser
Freund ungenießbar; er schildert ja keine afrikanische Wüsten,
keine Alpenglühen, keine von ewigem Eise starrende Gletscher-
welt; die Flur, welche unser Pflug durchfurcht und in
deren anfgelockertes Erdreich wir vertrauungsvoll die
Saat für eine kommende Erndte ansstreuen, die Triften,
auf denen unsere Pferde und Rinder, unsere Ziegen und
Schaafe weiden, der Wald endlich mit seinen Rasenplätzen
und schattigen Laubgängen: das sind feine Stoffe, denen
er eine dichterische Verklärung mitzutheilen verstanden
hat. —
Waterloo ist ein Freund, wie die wahren Freunde
es alle sind: je länger nian ihn kennt, desto lieber gewinnt
man ihn, auch verläßt er uns nicht in Tagen des Leides
und der Trübsal. Welch'' einen Trost kann er darbieten,
wenn draußen der Nordsturm heult, wenn der Schnee
unsere Thüren verschüttet hat und uns tagelang gefrorene
Fensterscheiben den Ausblick in's Freie verwehren! Da
(Fortsetzung.)
zaubert er uns im traulichen Zimmer den heitersten Som-
mertag inmitten des rauhen und düsteren Winterwetters;
denn fort zieht er uns mit unwiderstehlicher Gewalt in
das engverfchlungene Dickicht, auf holprichten Waldwegen
müssen wir wandern, durch das überwuchernde Gestrüpp,
durch fchwelleudes Gras und üppige Kräuter uns winden,
bis wir endlich zwischen den Stämmen des Hochwaldes,
geschirmt von hochbogigen Laubgewölben, ungehindert und
in feierlicher Stimmung dahinfchreiten — ; plötzlich wird
es lichter, das dämmerige Halbdunkel schwindet mehr und
mehr, wir stehen am Ausgange des Haines und sehen
von sanften Höhen in die jenseitigen Lande hinaus. —
Riesige Eichen breiten ihre mächtigen Kronen über uns
aus, der Erdboden ist mit sammetnem Moose gepolstert,
aus dem sich Gräser und Kräuter hervorheben, und unter
uns breitet sich weithin das sruchtreiche Thal, von Korn-
feldern überdeckt, von Baumreihen durchschnitten und in
weiter, duftiger Ferne begrenzt von einem Zuge niederer
Waldhügel, an deren Fuße das friedliche Dorf, halbver-
von
Di-. Mn Schasler,
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|> 3. Juni. j)
<> 186«. . ?
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Inh
Abhandclndc Artikel: Anton Waterloo. Eine Künstler-Studie
von Karl von Rosen. (Fortsetzung.)
Korrespondenzen: ^München, Ende Mai. (Maifest der Künst-
ler.) — ^ München, den 17. Mai. (Kunstverein.) —
© Wien, Ende Mai. (Ausstellung des österreichischen
Kuustvereins.)
alt:
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten ans Berlin, Potsdam,
Köln, Düsseldorf, München, Wien, Mantua.
Kunstinstitute: Wissenschaftlicher Kunstverein in Berlin. — Ver-
bindung für historische Kunst. — Die Künstler-Vereine und
die Kunst-Vereine.
Anton Waterloo.
Eine Künstler-Studie von Karl von Rosen.
Den abgestumpften Nerven, welche nur durch starke
Reizmittel noch für Genüsse empfänglich werden, ist unser
Freund ungenießbar; er schildert ja keine afrikanische Wüsten,
keine Alpenglühen, keine von ewigem Eise starrende Gletscher-
welt; die Flur, welche unser Pflug durchfurcht und in
deren anfgelockertes Erdreich wir vertrauungsvoll die
Saat für eine kommende Erndte ansstreuen, die Triften,
auf denen unsere Pferde und Rinder, unsere Ziegen und
Schaafe weiden, der Wald endlich mit seinen Rasenplätzen
und schattigen Laubgängen: das sind feine Stoffe, denen
er eine dichterische Verklärung mitzutheilen verstanden
hat. —
Waterloo ist ein Freund, wie die wahren Freunde
es alle sind: je länger nian ihn kennt, desto lieber gewinnt
man ihn, auch verläßt er uns nicht in Tagen des Leides
und der Trübsal. Welch'' einen Trost kann er darbieten,
wenn draußen der Nordsturm heult, wenn der Schnee
unsere Thüren verschüttet hat und uns tagelang gefrorene
Fensterscheiben den Ausblick in's Freie verwehren! Da
(Fortsetzung.)
zaubert er uns im traulichen Zimmer den heitersten Som-
mertag inmitten des rauhen und düsteren Winterwetters;
denn fort zieht er uns mit unwiderstehlicher Gewalt in
das engverfchlungene Dickicht, auf holprichten Waldwegen
müssen wir wandern, durch das überwuchernde Gestrüpp,
durch fchwelleudes Gras und üppige Kräuter uns winden,
bis wir endlich zwischen den Stämmen des Hochwaldes,
geschirmt von hochbogigen Laubgewölben, ungehindert und
in feierlicher Stimmung dahinfchreiten — ; plötzlich wird
es lichter, das dämmerige Halbdunkel schwindet mehr und
mehr, wir stehen am Ausgange des Haines und sehen
von sanften Höhen in die jenseitigen Lande hinaus. —
Riesige Eichen breiten ihre mächtigen Kronen über uns
aus, der Erdboden ist mit sammetnem Moose gepolstert,
aus dem sich Gräser und Kräuter hervorheben, und unter
uns breitet sich weithin das sruchtreiche Thal, von Korn-
feldern überdeckt, von Baumreihen durchschnitten und in
weiter, duftiger Ferne begrenzt von einem Zuge niederer
Waldhügel, an deren Fuße das friedliche Dorf, halbver-