Hrrallsgegeben und rrdigirt
von
vr. Max Schasler,
Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.
> 16. December (>
( 1860. (
Abonnrmentsbkdingungen.
„Die Dioskuren" erscheinen wöchentlich (Sonntags) in 1—2 Bogen 4to >> sämmtliche pojlanstallen, Buch- und Runjthandlungen Deutschlands, sowie sür
zum Mvnnementspreise von Thlr. pränumerando pro Quartal. Befiel- j frankirte Kreuzbandsendungen die Expedition in Berlin. — Preis einer einzelnen
lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Divskuren", für auswärts | Nummer 4 Sgr. ohne Kunstbeilage.
Vu8 Uedaktionshurean (^/iIb6lM88tx. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.
Inhalt:
Abhandelnder Artikel. Studien zur Geschichte der bild. Künste
im neunzehnten Jahrh. vonvr. W. W ein gär tu er. Abth.V.
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Düsseldorf,
Pommersfelden, Dessau, Kassel, München, Wien, Brüssel,
Antwerpen, London.
Kunstliteratur und Album: Ernst Förster, Geschichte der
deutschen Kunst. — Martin, Vier Jahreszeiten. — Album:
Album Berliner Künstler. — Deutsche Liedergestalten rc.
Kunstinstitute und Vereine: Die Schirmerschen Anträge und
die Proposition des Dr. Lukanus. — Preisbewerbungen. —
Allgemeine deutsche Kunstausstellung in Köln 1861. —
Westlicher Cyklus rc. Briefkasten.
Studien zur Geschichte der bildenden Künste im neunzehnten Jahrhundert.
Von Dr. W. Weingärtner. Abtheil. V.
eine Aufgabe ist nun bei dem schwie-
rigsten Punkte, nämlich bei derSchil-
derung der D ü s s e l d o r f e r K u n st-
rich tung, angelangt. Ick habe
absichtlich den Ausdruck Düsseldor-
fer Schule hier im Beginn noch ver-
mieden, weil er leider fast ein Stich-
wort zweier, lange Zeit sich schroff
und unvermittelt gegenüberstehen-
den Parteien geworden war, die,
wie jede Partei, blind waren für
die Sache, weil sie in der Sache
nur sich selbst suchten. Aber frei-
lich alle Kampfe des Geistes werden
^0 c7 ja mehr oder weniger auf diese
Weise ausgefochten. Ich will da-
her auch die Urheber dieser Taktik
in München, die thörichter Weise
von ihren Nachtretern noch nicht
ganz aufgegeben ist, für ihr Verfahren nicht weiter ver-
antwortlich machen.
Die Düsfeldorfer Schule in dem Sinne ihrer Gegner,
das heißt: die weichliche, weinerlich-sentimentale Geistes-
richtung der ersten Zeit, der selbst die bedeutendsten Meister
so lange gehuldigt haben, bis sie von ihren Nachahmern
zu Tode gehetzt war, hat kaum volle acht Jahre bestanden,
wenn auch einzelne Nachklänge noch in späteren, auf frü-
heren Studien fußenden Arbeiten sich wiederfinden. Läßt
man sie mit dem Jahre 1828 beginnen, so fällt ihr Schluß
etwa in das Jahr 1836 und Hildebrandt's „Söhne Edu-
ards" werden als die letzte bedeutendere Schöpfung der
Art zu bezeichnen fein. Der sinnenden, trauernden, ihr
Schicksal beweinenden oder mit demselben grollenden, im
dumpfen Schmerz vor sich hinstarrenden Einzelfiguren
wollte es in der That anfänglich gar kein Ende mehr neh-
men, selbst nachdem jeder Hauch der Originalität aus diesen
Figuren verschwunden war. Daß diese Richtung eine
krankhafte, mit dem Weltschmerz der Poesie innig verwandte
von
vr. Max Schasler,
Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.
> 16. December (>
( 1860. (
Abonnrmentsbkdingungen.
„Die Dioskuren" erscheinen wöchentlich (Sonntags) in 1—2 Bogen 4to >> sämmtliche pojlanstallen, Buch- und Runjthandlungen Deutschlands, sowie sür
zum Mvnnementspreise von Thlr. pränumerando pro Quartal. Befiel- j frankirte Kreuzbandsendungen die Expedition in Berlin. — Preis einer einzelnen
lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Divskuren", für auswärts | Nummer 4 Sgr. ohne Kunstbeilage.
Vu8 Uedaktionshurean (^/iIb6lM88tx. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.
Inhalt:
Abhandelnder Artikel. Studien zur Geschichte der bild. Künste
im neunzehnten Jahrh. vonvr. W. W ein gär tu er. Abth.V.
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Düsseldorf,
Pommersfelden, Dessau, Kassel, München, Wien, Brüssel,
Antwerpen, London.
Kunstliteratur und Album: Ernst Förster, Geschichte der
deutschen Kunst. — Martin, Vier Jahreszeiten. — Album:
Album Berliner Künstler. — Deutsche Liedergestalten rc.
Kunstinstitute und Vereine: Die Schirmerschen Anträge und
die Proposition des Dr. Lukanus. — Preisbewerbungen. —
Allgemeine deutsche Kunstausstellung in Köln 1861. —
Westlicher Cyklus rc. Briefkasten.
Studien zur Geschichte der bildenden Künste im neunzehnten Jahrhundert.
Von Dr. W. Weingärtner. Abtheil. V.
eine Aufgabe ist nun bei dem schwie-
rigsten Punkte, nämlich bei derSchil-
derung der D ü s s e l d o r f e r K u n st-
rich tung, angelangt. Ick habe
absichtlich den Ausdruck Düsseldor-
fer Schule hier im Beginn noch ver-
mieden, weil er leider fast ein Stich-
wort zweier, lange Zeit sich schroff
und unvermittelt gegenüberstehen-
den Parteien geworden war, die,
wie jede Partei, blind waren für
die Sache, weil sie in der Sache
nur sich selbst suchten. Aber frei-
lich alle Kampfe des Geistes werden
^0 c7 ja mehr oder weniger auf diese
Weise ausgefochten. Ich will da-
her auch die Urheber dieser Taktik
in München, die thörichter Weise
von ihren Nachtretern noch nicht
ganz aufgegeben ist, für ihr Verfahren nicht weiter ver-
antwortlich machen.
Die Düsfeldorfer Schule in dem Sinne ihrer Gegner,
das heißt: die weichliche, weinerlich-sentimentale Geistes-
richtung der ersten Zeit, der selbst die bedeutendsten Meister
so lange gehuldigt haben, bis sie von ihren Nachahmern
zu Tode gehetzt war, hat kaum volle acht Jahre bestanden,
wenn auch einzelne Nachklänge noch in späteren, auf frü-
heren Studien fußenden Arbeiten sich wiederfinden. Läßt
man sie mit dem Jahre 1828 beginnen, so fällt ihr Schluß
etwa in das Jahr 1836 und Hildebrandt's „Söhne Edu-
ards" werden als die letzte bedeutendere Schöpfung der
Art zu bezeichnen fein. Der sinnenden, trauernden, ihr
Schicksal beweinenden oder mit demselben grollenden, im
dumpfen Schmerz vor sich hinstarrenden Einzelfiguren
wollte es in der That anfänglich gar kein Ende mehr neh-
men, selbst nachdem jeder Hauch der Originalität aus diesen
Figuren verschwunden war. Daß diese Richtung eine
krankhafte, mit dem Weltschmerz der Poesie innig verwandte