Deutsche Kunst-Zeitung.
Hauptorg« der Deutschen Kunstvereine.
> Fünfter Jahrgang.
>■
Reransgegebrn und rrdigirt
von
(
22. April. ;>
(
>
Dr. Max Schasler,
Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.
<
1860. f
i—4
Abonnement«
„Die Dioskuren" erscheinen wöctientlich(Sonnabends) in 1—2 Bogen 4to i
zum Abvnnementspreise von 1J Thlr. pränumerando pro Quartal. Bestel-
lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Dioskuren", für auswärts
bedingungen.
sämmtliche postanstallen, Buch- und Nunflhandümgen Deutschlands, sowie für
frankirte Kreuzbandsendungen die L.rpedition in Berlin. — Preis einer einzelnen
Nunimer 4 Sgr. ohne Kunstbeilage.
Das Redaktionsbnreau (Wiihelmsstr. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.
Inh
Abhandelnde Artikel: Die Stellung Schiller's zur Kunst von
Prof. Michelet — Studien zur Geschichte der bildenden
Künste im neunzehnten Jahrhundert von Dr. W. Wein-
gärtner. (Forts.)
Korrespondenzen: L Bremen, Ende März. (Kunstausstellung
des Norddeutschen Gesammtvereins. Forts.) — $ München,
alt:
Mitte April. (Wanderungen durch Kunstwerkstätten.)
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Düssel-
dorf, Quedlinburg, München.
Kunstinstitute und Knnstvereine: Verein der Kunstfreunde im
preußischen Staate (Bekanntmachung).
Schillert Standpunkt in der Kunst.
Vortrag, gehalten in der Sitzung des Wissenschaftlichen Knnstvereins am 16. April
von Prof. Michel et.
er Aufforderung, zu der ausgezeich-
neten Charakteristik Göthe's, die Sie,
m. h. H., in der letzten Sitzung ver-
nahmen,^) diejenige Schiller's als Sei-
tenstück daneben zu stellen, beeile ich
mich nachzukommen. Schon am Schil-
lerfeste, das unser Verein ganz in's
Besondere begangen hat, wollte ich
diese Schilderung in Form eines To-
astes geben. Doch hinderte mich da-
mals die Fülle des Vortrefflichen, mit
der Sie überhäuft worden waren,
mein Vorhaben auszuführen. Und
auch jetzt würde ich die mir gebotene
Gelegenheit unbenutzt vorübergehen
lassen, wenn ich Ihnen nicht zugleich anschaulich machen
wollte, in welcher ganz besondern Beziehung Schiller zu
*) Von Prof. Piper. Auch diesen Vortrag werden wir in
Kurzem mittheilen. D. R-
unserem Vereine steht. Wir nennen nur den „Wissenschaft-
lichen Knnstverein." Nun giebt es aber in der ganzen
Weltgeschichte kein Genie, in welchem Kunst und Wis-
senschaft, die zu den höchsten Gütern des Lebens zählen,
auf so innige Weise verknüpft wären, als in diesem Manne.
Wenn es sich darum handelt, G öth e in einem plastischen
Kunstwerke darzustellen, so scheint mir das reise Mannes-
alter dasjenige zu sein, welches ihm am richtigsten bei-
gelegt werden müsse. Denn Göthe zeichnet sich durch die
vollendete Klarheit seines Denkens und Wollens, wie sie
nur dem gemachten Manne eigen ist, aus. Er hatte sich
mit seiner Poesie eine glückliche Stellung schon im Leben
errungen. Er verwirft zwar nicht das Ideal, welches er
das Unvergängliche nennt, was die Gunst der Musen
verheiße:
Den Gehalt in Deinem Busen
Und die Form in Deinem Geist.
Er findet jedoch dieses Ideal in der wirklichen Welt
wwder. Alle seine Gedichte athmen diese frische Lebens-
Hauptorg« der Deutschen Kunstvereine.
> Fünfter Jahrgang.
>■
Reransgegebrn und rrdigirt
von
(
22. April. ;>
(
>
Dr. Max Schasler,
Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.
<
1860. f
i—4
Abonnement«
„Die Dioskuren" erscheinen wöctientlich(Sonnabends) in 1—2 Bogen 4to i
zum Abvnnementspreise von 1J Thlr. pränumerando pro Quartal. Bestel-
lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Dioskuren", für auswärts
bedingungen.
sämmtliche postanstallen, Buch- und Nunflhandümgen Deutschlands, sowie für
frankirte Kreuzbandsendungen die L.rpedition in Berlin. — Preis einer einzelnen
Nunimer 4 Sgr. ohne Kunstbeilage.
Das Redaktionsbnreau (Wiihelmsstr. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.
Inh
Abhandelnde Artikel: Die Stellung Schiller's zur Kunst von
Prof. Michelet — Studien zur Geschichte der bildenden
Künste im neunzehnten Jahrhundert von Dr. W. Wein-
gärtner. (Forts.)
Korrespondenzen: L Bremen, Ende März. (Kunstausstellung
des Norddeutschen Gesammtvereins. Forts.) — $ München,
alt:
Mitte April. (Wanderungen durch Kunstwerkstätten.)
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Düssel-
dorf, Quedlinburg, München.
Kunstinstitute und Knnstvereine: Verein der Kunstfreunde im
preußischen Staate (Bekanntmachung).
Schillert Standpunkt in der Kunst.
Vortrag, gehalten in der Sitzung des Wissenschaftlichen Knnstvereins am 16. April
von Prof. Michel et.
er Aufforderung, zu der ausgezeich-
neten Charakteristik Göthe's, die Sie,
m. h. H., in der letzten Sitzung ver-
nahmen,^) diejenige Schiller's als Sei-
tenstück daneben zu stellen, beeile ich
mich nachzukommen. Schon am Schil-
lerfeste, das unser Verein ganz in's
Besondere begangen hat, wollte ich
diese Schilderung in Form eines To-
astes geben. Doch hinderte mich da-
mals die Fülle des Vortrefflichen, mit
der Sie überhäuft worden waren,
mein Vorhaben auszuführen. Und
auch jetzt würde ich die mir gebotene
Gelegenheit unbenutzt vorübergehen
lassen, wenn ich Ihnen nicht zugleich anschaulich machen
wollte, in welcher ganz besondern Beziehung Schiller zu
*) Von Prof. Piper. Auch diesen Vortrag werden wir in
Kurzem mittheilen. D. R-
unserem Vereine steht. Wir nennen nur den „Wissenschaft-
lichen Knnstverein." Nun giebt es aber in der ganzen
Weltgeschichte kein Genie, in welchem Kunst und Wis-
senschaft, die zu den höchsten Gütern des Lebens zählen,
auf so innige Weise verknüpft wären, als in diesem Manne.
Wenn es sich darum handelt, G öth e in einem plastischen
Kunstwerke darzustellen, so scheint mir das reise Mannes-
alter dasjenige zu sein, welches ihm am richtigsten bei-
gelegt werden müsse. Denn Göthe zeichnet sich durch die
vollendete Klarheit seines Denkens und Wollens, wie sie
nur dem gemachten Manne eigen ist, aus. Er hatte sich
mit seiner Poesie eine glückliche Stellung schon im Leben
errungen. Er verwirft zwar nicht das Ideal, welches er
das Unvergängliche nennt, was die Gunst der Musen
verheiße:
Den Gehalt in Deinem Busen
Und die Form in Deinem Geist.
Er findet jedoch dieses Ideal in der wirklichen Welt
wwder. Alle seine Gedichte athmen diese frische Lebens-