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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.12973#0229

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Deutsche Kunst-Zeitung.

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Inh

Abhandelnde Artikel: Studien zur Geschichte der bildenden
Künste im neunzehnten Jahrhundert. Von Dr. W. Wein-
gärtner. Abth. III. (Fortsetzung.)

Korrespondenzen: sJHannover, denlI.Juni.— /XPenedi g,
im Juni. (Kunstzustände.) — ORom, im Mai (Künstler
und Kunstwerkstätten.)

Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichtcn aus Berlin, Halber-

alt:

stadt, Düsseldorf, Köln, Dresden, München, Rom, Phi-
ladelphia.

Kunstliteratur: Italienische Literatur-Briefe über Kunst von
Neigebaur. — Die Königl. Bayrischen Pinakotheken in
München von Piloti u. Loehle.

Kunstinstitstte: Das germanische National-Museum in Nürn-
berg. — Wissenschaftlicher Kunstverein in Berlin.

Studien zur Geschichte der bildenden

Von Dr. W. Weingärtner.

Die deutsche Kunst in München wurde in dem
ersten Decennium ihrer Thätigkeit in gewissem Sinne
leider das, was sie in Rom nicht gewesen war, näm-
lich dem Geschmack der Zeit nach eine aristokrati-
sche, eine Hofkunst, von der das eigentliche Volk augen-
blicklich noch nichts verstand, und an der es anfänglich
darum auch noch keinen rechten Antheil nahm, keinen Ge-
fallen fand. Trotzdem bleibt es gerade, eines der Haupt-
verdienste ihres damaligen fürstlichen Gönners, daß er
wenigstens den guten Willen hegte, nach und nach wieder
mehr aus ihr zu machen. Die bildende Kunst ist in
München in keinem anderen Sinne Hofkunst gewesen, als
die dichtende es am Ende des vorigen Jahrhunderts am
Hose von Weimar war. Der Hof beschützte die Kunst,
ohne sie deshalb dem Volke zu entziehen. König Ludwig
entwürdigte die deutsche Kunst niemals zur Dienerin eines
seilen und schnöden Luxus, wozu man sie in der Zopf-
zeit unter seinen prachtliebenden Vorfahren herabgedrückt

Künste im neunzehnten Jahrhundert.

Abtheil. III. (Fortsetzung.)

hatte, sondern er berief sie vielmehr zunächst zur Dienerin
und Lehrerin seines Volkes; in seinen Händen wurde sie
ein Mittel der Staatsweisheit. Daß das katholische Mün-
chen gegenwärtig der Sitz freier deutscher Kunst und durch-
aus freier wissenschaftlicher Forschung ist, hat es vorzugs-
weise seinem kunstsinnigen Könige zu danken, der frische
Kräfte aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes in
seine Residenz zog und dadurch Leben und Bewegung in
das stagnirende Altbayern hineinbrachte.

Die ältesten Schöpfungen der Kunst Münchens sind echt
monumental im vollsten Sinne des Wortes. Nicht in seinen
königlichen Privatgemächern vergrub der König zuerst die
jüngsten Erzeugnisse der Kunst, sondern er schmückte damit
die öffentlichen Hallen, die Kirchen, die Kunstsammlungen
des Staates, die öffentlichen Gebäude und Plätze. Selbst
dann, als er sich zu der künstlerischen Verzierung seiner Pri-
vatgemächer entschloß, waren dieselben dem Zutritt des
Volkes jederzeit geöffnet, so lange er auf dem Thron saß.
 
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