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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.12973#0332

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312

tanzt ein Irrlicht aus und ab in Gestalt einer vollbusigen
bayerischen Kellnerin, in deren Händen ein voller Maaß-
krug und eine sette gebratene Gans locken, während ein
mückenhafter Gnome auf seiner Geige herum fiedelnd
ihn umschwärmt. Wahrhaftig, so vielen Reizen kann der
arme Mönch, der ohnehin kein Freund von Enthaltsamkeit
scheint, nicht länger widerstehen und während er über den
Gansbraten hinweg nach dem üppigvollen Busen der Schö-
nen verlangende Blicke wirft, führt ihn der nächste Schritt
in die Pfütze zu seinen Füßen. Daß dies Bild und die
Photographie danach nicht in allen Kreisen gleich günstige
Aufnahme findet, ist sehr natürlich.

Morgenstern hat jenes wunderbar anziehende Motiv
wiederbehandelt, das er schon früher zum Gegenstände eines
ausgezeichneten Bildes machte, welches er als „Mondnacht
an einer italienischen Küste" bezeichnete. Ich habe dasselbe
damals in Nr. 16 dieses Blattes vom Jahre 1857 hervor-
gehoben und beziehe mich heute ans jenen Bericht mit dem
Beifügen, daß das gegenwärtige Bild nach meinem Dafür-
halten noch entschieden feiner empfunden ist. Es war ur-
sprünglich für die Berliner Ausstellung bestimmt, fand jedoch
den Beifall eines norwegischen Kunstfreundes in so hohem
Grade, daß er es den bekannten Wechselfällen einer Aus-
stellung nicht ausgesetzt wissen will, was ebenso begreiflich
als für Berlin bedauerlich ist. — Beckmann brachte von
einer im vorigen Jahre in seine Heimat unternommenen
Reise äußerst werthvolle Studien mit zurück und ist eben
daran, selbe in ein paar größeren Bildern zu verwerthen,
aus die seinerzeit zurückzukommen ich mir Vorbehalte. Der-
selbe hat in den letzten Tagen ein großes Bild vollendet,
dessen Motiv er dem Unterinnthal in Tyrol entnahm und
das sich durch eine sehr glückliche Anordnung der Massen so-
wie eine treffliche Stimmung aus das Vorteilhafteste aus-
zeichnet. Ich nehme von diesem Erfolge um so lieber Akt,
als gerade die großartige Gebirgswelt nicht Beckmann's
eigenstes Gebiet ist, der sich vielmehr mit besonderer Vor-
liebe den anmnthigeren, weicheren Partien eines von klei-
nen Flüssen und Bächen heiter durchzogenen Flachlandes
zuwendet und dieselben mit der Liebenswürdigkeit eines
Matthison wiederzugeben weiß. Professor Philipp Foltz
hat den Carton zu einem großen Gemälde für das Maxi-
milianeum vollendet, das „Perikles und seine Zeit" zum
Gegenstände hat. Dabei war die Bestimmung getroffen,

daß Perikles als Redner charakterisirt werde. Dies schloß
somit von vorn herein, da es sich lediglich um seine po-
litische Stellung handelte, das in den Gestalten einer Aspa-
sia und ihrer schönen Genossinnen so reich dargebotene Ele-
ment der Frauencharaktere gänzlich aus und beengte den
Künstler außerordentlich. Foltz, mit den politischen und
socialen Verhältnissen des hellenischen Alterthums vollstän-
dig vertraut, zeigt nun Perikles, wie er sich gegenüber den
Demagogen, Kleon, Eukrates, Thukidides und Andern, we-
gen der Verwendung des National-Schatzes von Delos
zu den Prachtbauten der Akropolis und deren Ansschmük-
kung durch Skulptur und Malerei vertheidigt indem er
ihnen zu bedenken giebt, daß Athens materielle Macht —
es hielt damals ein Land-Heer von 40,000 Mann und besaß
600 Kriegsschiffe mit je drei Ruderreihen — möglicher Weise
selbst von einem Barbarenvolke überholt werden könne,
daß aber Athen als Trägerin der Civilisation und Bil-
dung alle Staaten der Welt überrage, daß diese auch einer
äußerlichen, sichtbaren Erscheinung besürfe und er selbe in
den angefeindeten Prachtbauten gäbe. Sollte das Volk
jedoch dieselben nicht aus National-Mitteln Herstellen wol-
len, so werde er dies aus eigenen thnn, nur habe es dann
kein Anrecht aus den Ruhm des unsterblichen Werkes.
Dem Künstler blieb, um diesen Gedanken auszusprechen
nichts übrig, als die Aristokraten, an ihrer Spitze Perikles,
den von Kleon geführten Demokraten gegenüberzustellen
und den Eindruck von Jenes Worten ans diese sichtbar
werden zu lassen, gewiß keine beneidenswerthe Ausgabe!
Hinter dem Redner sitzen sein Lehrer Anaxagoras, Alki-
biades, Athens Lion im Scharlachmantel, Sophokles, Aischy-
los, Euripides, Sokrates und Plato sowie andre Notabi-
litäten jener an großen Männern überreichen Zeit. Im
Vorgrunde links arbeitet Phidias an einem seiner unsterb-
lichen Werke, und wir sehen es dem Künstler gerne nach,
daß er des Unsterblichen sterblicher Hülle etwas vom schaf-
fenden Zeus gegeben, wenn er dabei auch von der Wahr-
heit abwich. Daß die Komposition ohne Programm nicht
allgemein verständlich ist, liegt in der Natur des Stoffes.
Im Allgemeinen zählt sie zu den Arbeiten der akademischen
Richtung und ist durchweg nobel gehalten. Von großem
Interesse sind die nach den gegebenen Erforschungen ge-
wissenhaft dnrchgeführten Gebäude der Akropolis, welche
den Hintergrund bildet. ^

W. Drugulin’s Kunst-Auction XIII.

Am 1. October und folgende Tage:

Originalzeiclinungen und Photographien:

Das artistische Material der

Leipziger Allustrirten Zeitung, t31]

von ihrer Begründung 1843 bis Ende 1859.

INHALT: PortraitS. — Tagesgeschichte der Staaten. — Fürsten und Höfe.
— Kirche. — Behörden und Staatsinstitute. — Gesellschaften und Vereine. —
Erinnerungfeiern, Volksfeste etc. — Naturerscheinungen und Unglücksfälle.

— Länderkunde. — Völkerkunde. — Naturkunde. — Alterthum.
Baukunst und Eisenbahnwesen. — Bildhauerei. — Geweihte
Stätten. — Gemeinnützige und Wohlthätigkeitsanstalten. — Ge-
richtswesen. — Industrie und Landwirthschaft. — Kunstge-
werbe. — Malerei und Zeichnenkunst. — Militairwesen. — Theater
und Musik.

Eine höchst werthvolle und in ihrer Art einzige Sammlung mit Beiträgen
der bedeutendsten Künstler unserer Zeit, die das Staaten- und Kulturleben der
Welt in den letzten 13 Jahren nach allen Richtungen veranschaulicht und nach
Inhalt und Ausführung Interessantes für Jeden bieten wird.

Der 2800 Nummern starke Katalog ist durch alle Buch- und Kunsthand-
lungen zu erlangen, sowie auf frankirte Briefe direkt von

W. Drugulin in Leipzig.

Allgemeine deutsche Hationallotteric*

Die Ziehung der Lotterie wird den
10. November d. I., an Schiller's 101.
Geburtstage, in Dresden stattfinden.

Mit dem 10. Oktober wird der Ver-
kauf der Lotterie-Loose auf dem hies.
Hanptbureau unwiderruflich geschlossen.

Alle Diejenigen, welche Loose in
Kommission haben, werden aufgesordert,
bis spätestens den 1. October d. I.
alle Loose, welche unverkauft geblieben,
oder welche nicht für eigene Rechnung zu-
rückbehalten werden, an das Hauptbureau
allhier portofrei znrückznsenden, zugleich
mit Einlieserung der Schluß-Rechüung
und portofreier Einsendung der Gelder.

lieber die Art und Weise der Zie-
hung, sowie Austheilnng und Ueber-
mittelung der Gewinne werden später
Bekanntmachungen erfolgen.

Dresden, 21. August 1860.

[29] Der Haupt-Verein

der allg. deutschen Nalional-Lotterie.

Der Major Zerre auf Maxen,

Geschäftsführendes Mitglied.

Kommissions-Verlag der Nicolai sichert Verlags-Buchhandlung (G. Parthey) in Berlin. — Druck von G. Bernstein in Berlin.
 
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