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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Muthesius, Hermann: Mein Haus in Nikolassee
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0026

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Hermann Muthesius:

Forderungen, die sich aus der Natur der
Sache von selbst ergeben, nicht immer
leicht zu erfüllen, das Musikzimmer muß von
vornherein auf die richtige Aufstellungsmög-
lichkeit des Flügels zugeschnitten sein. Der
Flügel selbst ist aus Palisanderholz und hat
im Rumpf die übliche Form des marktgängigen
Flügels, dagegen sind die Beine, das Pedalgestell
und das Notenpult in ganz einfachen Formen
nach Zeichnung besonders gefertigt worden. Auf
diese Weise hat sich ein wohlgefälliges und
unaufdringliches Äußere erzielen lassen, ohne
daß zu den nicht immer mit Glück versuch-
ten Mitteln gegriffen zu werden brauchte, den
ganzen Flügel mit einem neuen architektonischen
Gehäuse zu versehen. Das übrige lose Mobiliar
des Raumes ist gleichfalls aus Palisanderholz
gefertigt und bildet mit dem Flügel eine
Einheit. Der Raum hat einen marmornen
Feuerkamin am Fensterpfeiler zwischen den
festen Bänken, der in der Übergangszeit,
wo die Zentralheizung noch nicht im Gange
ist, sehr erwünschte Hilfsdienste leistet. Die

eine Schmalseite des Zimmers wird ganz von
einem großen, mit Spiegelscheiben versehenen
Fenster eingenommen, das einen prächtigen
Blick in den anstoßenden Kiefernwald erschließt.
Die andere Seite öffnet sich nach dem Winter-
garten hin. Eine breite Schiebetür schafft
ferner eine Verbindung mit dem seitlich sich
anschließenden Herrenzimmer. Auf diese
Weise sind die drei einzigen Räume des Haupt-
geschosses ineinander übergeführt, und es ist
eine verhältnismäßig sehr große Weiträumig-
keit auf einer an und für sich ziemlich kleinen
Gesamtgrundfläche erzielt.

Im Zimmer des Herrn (Abb. auf S. 15,
16, 17) war das Hauptaugenmerk daraut ge-
richtet, möglichst viel Büchergelaß zu schaffen.
Zwei volle Seiten des Zimmers weiden durch
feste Schränke eingenommen. An der einen
Seite reichen die Schränke bis an die
Decke, an der andern bieten sie einen Absatz
zum Aufstellen von Vasen, Büsten u^w. Nur
etwa die Hälfte der Schrankflächen ist ver-
glast, die andere Hälfte ist mit festen Türen

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