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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Muthesius, Hermann: Mein Haus in Nikolassee
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0027

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Haus in Nikolassee.

ARCHITEKT HERMANN MUTHESIUS.

Sitz-Erker im Wintergarten.

versehen, hinter denen Broschüren, Akten,
Zeitschriftenhefte, kurz alle jene in einer
Bibliothek so zahlreichen Schriftsachen ihre
Unterkunft finden, die dem Auge ein nicht
so gefälliges Bild bieten wie schön gebundene
Bücher. Von großem Nutzen haben sich für
seltener gebrauchtes schriftliches Material die
unter der Decke befindlichen Oberschränke
der einen Schrankreihe erwiesen. Es ist für
derartige Oberschränke nur unerläßlich, daß
eine Leiter unmittelbar zur Hand sei, um
sie erreichen zu können. Diese Leiter ist in
einem besonderen schmalen Abteil der Haupt-
schränke untergebracht und so eingerichtet,
daß sie beim Gebrauch mit zwei Haken in
eme Eisenschiene eingreift.

Das ganze Herrenzimmer ist weiß ge-
halten. Jedoch sind die vier das Tageslicht
einlassenden hohen schmalen Fenster mit
Vorhängen aus einem starkfarbigen be-
druckten Cretonne versehen, der sich auch
auf den Möbel- und Kissenbezügen wieder-
holt. Mit dem Blumenmuster dieses Cre-
tonnes bilden die in den Glasschränken

sichtbaren Bücher, die meist in grünen,
roten und gelben Einbänden gehalten sind,
eine farbige Einheit. Dieselbe Farbenstim-
mung wird noch weitergeführt in einer Wand-
einteilung am Fries, die durch Aufschabloni-
rung eines Blumenmusters erzielt ist. Zu
diesen starkfarbigen Einzelheiten innerhalb
eines schneeweißen Gesamtraumes passen dann
auch einige lebhaft gemusterte orientalische
Teppiche so gut als es nur denkbar ist. Das
lose Mobiliar ist im Gegensatz zu den festen
weißen Schränken und Bänken in dunkel-
gebeiztem Mahagoni gehalten. Hierdurch ist
der eintönige Eindruck vermieden, der zu
befürchten gewesen wäre, wenn auch das lose
Mobiliar in weiß gewählt worden wäre.
Überhaupt zeigt die Behandlung des Arbeits-
zimmers des Herrn, wie auch bei größter
Einfachheit und Ruhe von Wand, Decke und
Fußboden eine freudige und lebhafte Gesamt-
stimmung erreicht werden kann.

Besonderes Gewicht wurde auf den Wechsel
im Raumformat zwischen Musikzimmer und
Arbeitszimmer gelegt. Im Gegensatze zu dem

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