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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Muthesius, Hermann: Mein Haus in Nikolassee
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0028

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Haus Muthesius in Nikolassee.

ARCHITEKT HERMANN MUTHESIUS.

Musik-Zimmer.

ziemlich niedrig gehaltenen langgestreckten
Musikzimmer hat das Arbeitszimmer eine
größere Höhe und eine kubische Grundform.
Von einem Podium, das auf dem Niveau des
Musikzimmer-Fußbodens liegt, führen drei
Stufen in den tiefer liegenden Hauptraum
des Zimmers, eine Anordnung, die bekannter-
maßen den Raumeindruck angenehm steigert,
die man aber leider nicht immer ungezwungen
erreichen kann.

Der Wintergarten ist mit Spalier versehen
das sich mit Epheu beranken soll. An der
einen Schmalseite ist ein Wandbrunnen aus
grünblauen Fliesen eingebaut, die andere
Schmalseite enthält eine überwölbte Sitzecke
zum Genuß der hier besonders schönen Aus-
sicht. Uber dem nur aus diesen drei Räumen
bestehenden Hauptgeschoß liegt das Schlaf-
zimmergeschoß mit drei Schlafzimmern, einem
Ankleide-, einem Mädchen- und einem Frem-
denzimmer sowie Bad und Klosett. Alle diese
Zimmer sind in ihrer Ausstattung ganz ein-
fach gehalten. Die Wände sind mit Wachs-
larbe gestrichen und haben in der Höhe des

Türsturzes eine Bilderleiste, welche auf Dübeln
an der Wand angebracht ist. Der Fries über
der Leiste ist wie die Decke einfach geweißt.
Die Fußböden sind stets in der Farbe der
Wände gestrichen. Durch diese einheitliche
farbige Behandlung erhält auch das unschein-
barste Zimmer eine gewisse geschlossene
Wirkung, es ist ein anhaltender Grundton ge-
geben, der die Einheit des Zimmers auch
bei nicht ganz einwandfreier Möblierung wahrt.
Sehr bewährt hat sich der Wachsfarbenanstrich
der Wände. Die so gestrichenen Wände sind
abwaschbar und der Beschädigung weit we-
niger ausgesetzt als tapezierte Wände. Durch
leichte Verzierung mittels aufschablonierter
Kanten (vergl. die Abbildung auf S. 20) läßt
sich ein gefälliger Eindruck erreichen, und
diese Dekoration hat vor der Tapezierung immer
noch den Vorzug der Originalität, ohne ihr an
Liebenswürdigkeit und Wärme nachzustehen.
Die Hauptsache ist jedoch, daß der Wachsfarben-
anstrich ziemlich lichtecht ist, während ja be-
kanntlich heute kaum eine Tapete ausfindig
gemacht werdend, kann, der man in dieser

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