Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

DOI Artikel:
Lux, Josef August: Kunstschau Wien - 1908
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0050

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
bart, und nach Maßgabe des Zweckes eine
Rhythmik des Raumes erzeugt, für deren Ver-
ständnis im allgemeinen noch kein Organ aus-
gebildet ist. Darum ist man undankbar gegen
die Architektur, und vermeint sie erst zu
erkennen, wo sie bereits entartet ist und sich
als eine Häufung von angeklebten Architektur-
Ornamenten gibt. Die Schönheit der Archi-
tektur soll gegeben sein auch ohne Ornament.
Tritt ein schmückendes Element hinzu, dann
soll es ein vollendetes Kunstwerk sein. Die
architektonische Disziplin Hoffmanns ist für
diese Ausstellung bestimmend. Die Sicherheit,
mit der dieser Künstler geht, ist ganz ungewöhn-
lich. Er hat eine Herrschaft über die Dinge, die
ihn vor jedem Fehlgriff bewahrt. Es gibt nur
sehr Wenige, von denen sich Derartiges sagen
läßt. Diese Disziplin ist nicht nur an dem
durchdachten Plan, der die Gruppierung der
Säle und der Höfe bestimmt, sie ist an den
ausgestellten Kunstwerken selber, die in irgend
einem Sinn zum Architekturganzen streben.
In irgend einem Sinne möchte jedes indivi-

duelle Erzeugnis auf den leitenden Architektur-
Gedanken verweisen. Diese Einheit macht
das Mannigfaltige faßlich und angenehm. Es
kann nicht schwierig sein, die reichen Schatz-
kammern aufzuriegeln, wenn dieser Schlüssel
gefunden ist. Aber ein Momentbild wollen
wir früher haben, die Impression von der
Anlage. Wir wollen die geistigen Linien auf-
fangen, von dem hohen Mittelbau, in dessen
Nischen symbolische Plastiken stehen, die
vielleicht in bunter Keramik anstatt in Gips
gedacht waren, bis zu den Saalgruppen, die
sich seitlich anschließen und zu dem köst-
lichen kleinen Wohnhaus, das alle Annehm-
lichkeiten des Wohnens einschließt, von da
bis zu dem großen Hof, auf den die hohen
Fenster des Mittelbaues sehen, und zu den
kleinen Höfen, die uns auf dem Wege durch
die Galerien und Säle zum Eintreten und
Niedersitzen einladen, den dichterisch empfun-
denen kleinen Blumenhöfen, den Brunnen-
höfen, die mit fallendem und ruhendem Wasser
belebte Einsamkeiten sind, und endlich bis

34
 
Annotationen