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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Lux, Josef August: Kunstschau Wien - 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0058

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die Plastik der Antike. In der Schärfe der
Charakteristik und in der Wahl der Mittel ist
Metzner durchaus modern; in der monumen-
talen Steigerung, in dem Pathos seiner Sprache
ist er klassisch. Er hat einen Ausdruck ge-
funden für die verhaltene statische Kraft, für
den Aufruhr der Leidenschaften, für die Arbeit
des Landmannes, für die Majestät der Trauer,
für die Würde des Herrschers und des Feld-
herrn, für die Treue, für den Gehorsam, für
die Strenge, für die Entsagung, für die Ruhe
und das Sinnen; vor allem aber hat er einen
Ausdruck für die eingeborene Idee des Steins
geschaffen, für das Monumentale.

TU. KERAMIK.

Träger der farbigen dekorativen Gedanken
und des kleinplastischen Genres ist die Kera-
mik. Verheißungsvolle Ansätze für eine künst-
lerische Baukeramik finden sich in der Kunst-
schau vor, eine Anweisung auf eine künftige
Architektur, die ganz auf die Koloristik der
keramischen Inkrustation gestellt ist. Beton-
konstruktionen, wirksam gehoben durch kera-

mische Mosaiken und Reliefs, das wäre das
nächste Problem. Einige Versuche sind da,
zaghafte Anfänge, die sich noch zu keinem
Programm verdichtet haben. Sie sind ein
bischen verzettelt, aber immerhin sind sie da.
Auch für die Plastik im Zimmer sorgt die
Keramik, wie einst das Porzellan gesorgt hatte.
Sie bildet die farbigen Akzente im Wohnraum,
wie die Blumen, unter denen wir heute auch
wieder die starken Farben bevorzugen. Wir
wählen Töpfe hinzu, die möglichst einfach in
der Form sind, und möglichst bunt. Denn
zu den Blumen wollen wir einen starken kolo-
ristischen Gegenwert schaffen, eine zweite
Farbe, durch die erst ein Klang entsteht.
Oder die keramische Kleinplastik gibt sich
als Selbstzweck, sie drückt bildnerische Ge-
danken aus, die dieser Form entsprechen und
die kleine Welt des Alltags, freundliche Er-
innerungen und grotesk-lustige oder liebens-
werte Erscheinungen schildern. Nicht die
hohe feierliche Sprache des Monumentalen,
sondern die Schilderung des Kleinlebens ist
ihr Feld, das Porträt und das Genremäßige.

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