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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Lux, Josef August: Kunstschau Wien - 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0066

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Kunstschau
Wien 1908.
Maler C.Moll:
Holzschnitt
•Kirche in
Oberdöbling«

dem Saal, wo es hängt, kein geringes Auf-
sehen. Eigentlich aber schreit es nach Ma-
terial. Es wäre ein vorzüglicher Wandteppich.
Auch in einigen neuen Bildern Reichels liegt
ein gesunder Instinkt zum Handwerklichen,
in dem Sinne etwa, wie ihn die alten Meister
im Vollbesitz ihres Könnens hatten. Nach
der Bildweberei verlangen auch die großen
farbigen Kartons von Kokoschka. Das ist
der Wunderknabe der »Kunstschau«. Arthur
Rimbaud fällt mir bei ihm ein, der mit sieb-
zehn Jahren verblüffende Verse schrieb, dann
Abenteurer, Seefahrer, Händler wurde und mit
Dreiundzwanzig von Literatur und Kunst nichts
mehr wissen wollte, sich seiner Verse schämte
und künstlerisch nicht mehr zu retten war.

Es war vielleicht klug von ihm, er hätte sich
etwa als mittelmäßiger Skribent hingefristet,
das jedenfalls bedauerlicher wäre, als der
glänzende Schweif des nachmaligen Abenteurer-
lebens, das mit ungefähr Fünfunddreißig im
Marseiller Hospital verlöschte. Er hatte wahr-
scheinlich künstlerisch gegeben, was er geben
konnte. Also an Rimbaud dachte ich und
an seine trunkenen zügellosen Verse, die mit
der farbigen Trunkenheit der Pubertätslegenden
Kokoschkas eine gewisse Verwandtschaft haben.

Fast klassisch langweilig sieht es, wenn
man von Kokoschka kommt, im Saale Kolo
Mosers aus, der die berühmten Glasfenster-
entwürfe enthält. Wie zahm sehen die Pla-
kate von Moser und von Czeschka in dem

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