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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Lux, Josef August: Kunstschau Wien - 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0074

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einer erstaunlichen Entfaltung bringt, ist an
und für sich eine künstlerische Leistung. In
den Arbeiten seiner Schülerinnen ist er, ob-
gleich er niemals auch nur durch einen Blei-
stiftstrich zur Nachahmung verführt. Als
Künstlerpädagog hat er eine Größe, die zu-
gleich etwas Rührendes hat. Man hat seit
Jahren kein Werk mehr von ihm gesehen,
denn er hat seiner Schule ein künstlerisches
Selbstopfer dargebracht. Die Schule und ihr
Erfolg, das ist sein Werk.

VII. THEATER.

Das kleine Gartentheater der »Kunstschau«
bietet Versuche, die eine Ahnung von den
möglichen Wirkungen geben, die aus einer
radikalen künstlerischen Behandlung der Sache
entspringen können. Garten, Bühne, Zu-
schauer, Musik, dekorative Pracht sind zu
einem einheitlichen Kunstwerk verschmolzen.
Der alte Träum, den wir der Antike nach-
träumen, und für den das heutige Geschäfts-
theater der ungeeignetste Schauplatz ist.
Deutschland kennt manche Versuche, die auf

Schinkels Gedanken zurückgehen und in dem
Theaterbauer Max Littmann, München, einen
eifrigen Verfechter gefunden haben. Die
Reinhardt - Bühne bezeichnet mehr als einen
Versuch an dem Problem und das Münchener
Künstlertheater ist eine vorläufige, keinesfalls
endgiltige Lösung der Frage im Sinne einer
malerisch stilisierten, vereinfachten, dem Relief-
charakter zustrebenden Darstellung.

Daß es dahin komme, hat es vieler ver-
einzelter Anstrengungen bedurft, die noch
keineswegs summiert sind. In Wien hat
Roller mit seinen impressionistisch bestimmten
Wagner-Ausstattungen — Roller ist darin
unerreicht — ein vielbeachtetes Vorbild ge-
geben. In seinen Mozart-Ausstattungen hat
er mit den beiden variablen Türmen, die
die Szene verengen und je nach Bedarf als
Balkon eines Hauses oder als Loge eines
Saales anzusehen sind, , einen entscheidenden
Schritt zur architektonischen, das heißt raum-
künstlerischen Behandlung der Frage getan.
Czeschka, der heraldisch strenge Stilist, hat
in Hamburg, der virtuose Orlik in Berlin

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