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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Diez, Hermann: Zwischenakts-Gedanken im Münchner Künstler-Theater
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0083

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wegen des ununterbrochenen Flusses der dra-
matischen Handlung, wegen der von Anfang bis
zu Ende glücklich festgehaltenen, nicht durch
allzulange und allzuhäufige Pausen systematisch
gemordeten Stimmung. Auf einem anderen Blatte
steht, dag man bei dieser Art des Spielens
die durch starke, mitunter grausame, zuweilen
auch unmögliche Striche noch gefördert war,
den Mangel eines wirklichen Schlusses be-
sonders stark empfand und empfinden mußte.
Die Gretchentragödie ist nun einmal lediglich eine
Episode im Faust und sie löst weder die Fragen
des Vorspiels im Himmel noch die des Teufels-
paktes. Auch daß Maß und Art der Striche die
innere Ökonomie des Faust beeinträchtigt und
verschoben haben, kann hier außer Betracht
bleiben. Denn das Entscheidende ist eben doch
die Frage, ob man selbst den Faust mit den
einfachen, bescheidenen aber allerdings echt
künstlerischen Mitteln des Münchner Künstler-
Theaters würdig und eindrucksvoll aufführen kann,
und diese Frage ist unbedingt und endgiltig be-

jaht. Für weitere Gedanken sind die Zwischen-
akte glücklicherweise zu kurz.

MÜNCHEN.

DR- HERMANN DIEZ.

Noch mögen einige Notizen über die Aus-
schmückung des Zuschauerraumes Plarj finden.
Professor Max Littmann, der Erbauer des Hauses,
vertritt die Meinung, daß es möglich ist, den
Anschauungen unserer Zeit entsprechend, auch im
Zuschauerraum „materialecht" zu arbeiten. So
sind denn die Seitenwände des Amphitheaters
bis zu den Logen und die bis zur Decke durch-
gehenden Pilaster mit grau gebeiztem, durch In-
tarsien belebtem Eichenholz verkleidet, während
die obern Wandfelder und der Plafond in warm-
getöntem Fichtenholz ausgeführt sind. Als farbige,
den Raum belebende Elemente treten der von
Marg. v. Brauchitsch auf blaue Gloria-Seide ge-
stickte Vorhang sowie die grünen Stoffbezüge der
Klappsessel und die mit farbigen Perlgehängen
geschmückten Lüster hinzu. Abbild, des Theaters
sind im Okt.-Heft der „Innen-Dekoration" enthalten.

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