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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Werner, H.: Der Frankfurt-Cronberger Künstler-Bund
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0104

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Der Frankfurt-Cronberger Künstler-Bund.

neuerdings eröffneten »feinen« Kaffeehäusern,
während gute moderne Raumkunst nur in
vereinzelten Beispielen gezeigt werden kann.
Die Aufzählung ließe sich leicht fortsetzen.
Es wäre dabei wohl auch des schmerzlichen
Einbruchs in die wundervolle Altstadt zu ge-
denken, der Zerstörung des Römerbergs und
der schlimmen Einfügung des »stilarchitek-
tonisch« allerdings überreichen, aber der
freischöpferischen künstlerischen Kraft ent-
behrenden Rathausblocks und der ihm an-
geschlossenen Bauten. Und das alles in einer
wahrhaftig reichen Stadt, die auf anderen Ge-
bieten glänzend verwaltet wird, die in ihren
Museen Musterinstitute besitzt und im Begriffe
ist, diese noch weiter auszubauen, die in
prachtvollen Schulhäusern den Anschluß an
eine bis in die Mitte des vergangenen Jahr-
hunderts gepflegte gute Baukunst gewahrt
und in einer selbständigen Fortbildung der
Tradition bewiesen hat.

Dem hochentwickelten Frankfurter Lokal-
patriotismus sind solche Aussetzungen recht
wenig erwünscht, denn ein gut Teil Selbst-
herrlichkeit steckt den Bewohnern der ehe-
mals freien Reichsstadt nun einmal von alters-

her im Blute. Wie heißt doch der für den
Bürgerstolz, aber auch für die Begrenztheit
der Anschauungen über alles, was die eigene
Stadt angeht, bezeichnende Vers des pracht-
vollen Friedrich Stoltze:

»Es will mer net in mein Kopp enei,

Wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!«

Doch der nörgelnden Einleitung soll gern die
Anerkennung einer beginnenden Besserung
folgen. Die heftigen Angriffe einer kundigen
Kritik haben durch sachliche Nachweise und
vor allem durch die mühelose Aufzeigung von
Gegenbeispielen aus der nächsten Nachbar-
schaft doch auch die immer und grundsätzlich
Zufriedenen aufgerüttelt und Zweifel an der
eigenen Vollkommenheit geweckt. Dies gibt
sich im Innern der Stadt schon in einer
bessern Form der privaten Bautätigkeit kund,
und deren erzieherische Wirkung wird sich
mehren und ausbreiten. So wird wohl auch
einmal das Ziel erreicht werden, daß die
starken heimischen Talente das, was sie
draußen vom Geist einer neuen Anschauung
aufgenommen haben, auch in der Vaterstadt
zeigen und in würdigen Werken darbieten
können. Freilich darf man die Erfüllung

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