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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Pabst, Arthur: Voraussetzungen und Grundlagen der gewerblich-technischen Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0248

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Grundlagen der gewerblich-technischen Erziehung.

Durch diese Worte ist auch die heutige
Situation überaus treffend gekennzeichnet, und
wenn man die Verwirrung und den Widerspruch
der Meinungen, der in bezug auf gewerbliche
Erziehung gerade in der lernten Zeit oft scharf
zutage getreten ist, — es sei nur an die Verhand-
lungen des vor kurzem in Braunschweig abge-
haltenen deutschen Fortbildungsschultages erin-
nert! — sich vor Augen hält, so wird man zugeben
müssen, daß es vor allem darauf ankommt, erst
einmal die Vorbedingungen und Grundlagen der
gewerblichen Erziehung festzustellen. Da diese
sich auf der Volksschulerziehung oder, was aber
wohl immer nur die Ausnahme bleiben wird, auf
der Erziehung durch die höhere Schule aufzubauen
hat, so wird man dabei an den Fragen der allge-
meinen Erziehung nicht vorübergehen können.

Freilich ist auch hier noch alles im Flug
und im Werden und selbst die Grundfragen der
Erziehung sind so wenig geklärt, dag noch nicht
einmal alle Gebildeten das neue Ziel vor Augen
sehen. In die Erziehungsfragen drängt sich eben
das gesamte, vorwärts gerichtete geistige Leben
unserer Zeit zusammen und jede neue Richtung
im Leben und Denken rückt das Problem der

Erziehung in ein neues Licht.*) Ziele und Ideale
der Erziehung werden bestimmt durch die Lebens-
und Weltanschauung, die das Zeitalter beherrscht,
und je weniger eine Zeit zu einer einheitlichen
Weltanschauung durchgedrungen ist, umso weni-
ger können auch die Erziehungsfragen geklärt
sein. Umso notwendiger ist es aber auch, zunächst
das Interesse aller Strebenden für sie zu gewinnen,
denn schlieglich ist es doch die Erziehung, die
den Menschen zu dem macht, was er im Leben
wird. Mit Recht sagt Herder: „Der Mensch ist
ja alles durch Erziehung, oder vielmehr er wird's
bis ans Ende seines Lebens." Wenn wir diesen
Ausspruch auf die gewerbliche Erziehung an-
wenden, so tritt uns ihre Bedeutung klar und
überzeugend vor die Augen. Die wirtschaft-
liche und kulturelle Zukunft eines Volkes
hängt zum guten Teile ab von der ge-
werblichen Erziehung, die seinen einzel-
nen Gliedern zuteil wird, und auf der rich-
tigen Einsicht in deren Voraussetjungen und
Grundlagen beruht die Möglichkeit einer gesunden
wirtschaftlichen Entwicklung. — d*- pabst—Leipzig.

*) Man vergl. hierzu: A. Pabst, »Praktische Erziehung«,
s. 2 ff. Leipzig 1908. Die Schriftleitung.
 
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