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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Wasielewski, Waldemar von: Hans von Marées: Aus Anlass der Marées-Ausstellung in der Sezession in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0289

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I

Ileitis von Mare'es.

Aber der Umschwung, dessen Zeugen wir
augenblicklich sind, war schon unterwegs. Zu
Fiedler und Wölfflin hatte Lamprecht in
dem ersten Ergänzungsbande seiner deutschen
Geschichte das Wort über den Maler ergriffen.
Im Jahre 1902 schrieben gleichzeitig Paul
Schubring und Georg Winkler in der
»Kunst für Alle«, der eine über die Neapel-
fresken, der andere über Mare'es Verhältnis
zum Grafen Schack. Es kam die Jahrhundert-
ausstellung und der Kreis der Interessenten
vergrößerte sich fort und fort, bis in neuester
Zeit die Ankündigung einer umfassenden, im
Druck befindlichen Biographie*) und die Er-
öffnung einer neuen Mare'esausstellung in
München als gewichtige Dokumente einer
immer reger und allgemeiner werdenden Teil-
nahme sich darstellen.

Die bedeutsamste Erscheinung jedoch dürfte
sein, daß Marees beginnt, Schule zu machen.
Nicht nur gewinnen Strömungen schon von
früherher, die seiner Richtung mehr oder minder
verwandt sind und die durch die Namen
von Feuerbach, Böcklin, Thoma, Hildebrand
kurz bezeichnet werden können, von Jahr zu
Jahr an Bedeutung für unser Kunstleben, son-
dern auch die wenigen Männer, die als wirk-
liche Schüler des Meisters gelten können, treten
immer bedeutsamer in dem bunten und oft

*)■ Hans von Marlies von Julius Meier-Gräfe.
München, Verlag von R. Piper & Co.

wunderlichen Gebahren der bildenden Kunst
unserer Tage hervor. Karl v. Pidoll frei-
lich ist dahingeschieden, ehe er die Aufmerk-
samkeit eines größeren Kreises auf sich ge-
lenkt hatte. Dagegen gilt das Gesagte von
Tuaillon und beginnt endlich auch von
Artur Volkmann*) zu gelten, der, der treueste
und bedeutendste der eigentlichen Marees-
schüler, am längsten auf die wohlverdiente
Anerkennung hat warten müssen. Und schon
erbringen Schüler wiederum dieser Meister den
Beweis dafür, daß das völlig isolierte und fast
übermenschliche Ringen jenes einsamen Mannes
in Rom nicht einem Phantom und Irrbild
galt, sondern daß er eine Bahn gebrochen
hat, die zu einer weiten und gedeihlichen Zu-
kunft zu leiten bestimmt scheint. Daß da-
neben und mehr oder weniger unabhängig
von Mare'es auch andere Künstler, wie Ferdi-
nand Hodler und Fritz Böhle, in verwandten
Bestrebungen sich betätigen, sei nur kurz er-
wähnt, da eine eingehende Betrachtung auch
den teilweise nicht unbedeutenden Abwei-
chungen gerecht zu werden hätte.

Das Gesagte berechtigt bereits dazu, die
Frage, ob es sich bei der ganzen Erscheinung
etwa nur um eine jener heute nur zu bekannten
Kunstmoden handele, die in schnellem Wechsel
die heterogensten und verschiedenwertigsten

*) Vergl.: »Deutsche Kunst und Dekoration« 1905
November-Heft, 1908 März-Heft. Die Schriftleitung.

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