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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Zimmermann, E.: Keramische Plastik
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0333

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Keramische Plastik.

noch weichen, und so nachgiebigen Tone vollzogen.
Es gibt hier keinen materiellen Widerstand zu
besiegen, wie, wenn man seine Arbeit, mag man
sie auch vorher in einem ähnlich leicht bearbeit-
baren Stoffe entworfen haben, nachher in Stein
oder Holz ausführen muß. Die ganze Arbeits-
energie kann so auf das rein Künstlerische ver-
wandt werden, sie kann in materieller Beziehung
mit voller Freiheit arbeiten und wird dies darum
nur um so frischer und fröhlicher tun. Wird man
aber dies den keramischen, plastischen Werken
dann nicht auch vielfach ansehen können? Haben
sie nicht oft etwas Keckes, Frisches, Skizzenhaftes
an sich, für das in vielen bedeutend edleren
Materialien nicht der geringste Plaß ist. Da-
durch aber stehen sie der Originalidee des Künst-
lers oft viel näher, haben noch mehr von seiner
persönlichen Arbeit an sich, selbst wenn sie ins
ungemessene vervielfältigt werden.

Und dann kommt schließlich noch hinzu, daß,
wer keramische Plastik schafft, das Bewußtsein
hat, nicht blos ein einzelnes Kunstwerk ins Leben
zu rufen, sondern gleich eine ganze Reihe von

solchen. Keramische Plastik wird wohl immer
abgeformt werden; denn es wäre sinnlos, auf ihre
Abformungsmöglichkeit, die sich so leicht und
mühelos darbietet, zu verzichten. Durch Wieder-
holung aber wird ein Werk wohlfeil: das
keramische plastische Kunstwerk bekommt da-
durch etwas von den Werken der graphischen
Kunst und kann gleich diesen in die Hände von
Freunden der Kunst gelangen, die für gewöhnlich
nicht sich wirkliche Kunstwerke zuzulegen im-
stande sind. Denn gleich jenen bleibt es trotj
der Wiederholungen ein wirkliches Kunstwerk, es
verliert nichts von seiner Qualität, wie etwa jene
Bronzen, die, hundertfach und mehr wiederholt,
für den billigen Preis, den sie kosten, nie wirklich
gut herzustellen sind, ja man kann wohl sagen,
es gibt keine Plastik, die sich so gut und zugleich
so billig herstellen läßt, wie die keramische.
Dadurch aber kann die keramische Plastik eine
Art Volkskunst werden.

Kann man nun sagen, daß alle diese Vorzüge
dieser Kunst bisher wirklich erkannt und ausge-
nütyt worden sind? e. Zimmermann.

architekt heinrich kathrein wjen.

Schlaf-Zimmer in Nußbaum.

Ausgeführt von J. Hrdonka—Wien.

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