Das deutsche Volk tirid seine Künstler.
Anders steht es mit der Kritik des Dr.
Pfeifer.
Es ist tatsächlich schwer, ernsthaft auf
seine Rügen einzugehen. Lebten wir in einem
Lande, das wirklich etwas ästhetische Kultur
besäße, der Verfasser hätte sich mit diesen
Rügen lächerlich, wenn nicht unmöglich ge-
macht.
Er mäkelt zunächst an der Auffassung des
Hauptbildes »Ritt Wilhelms I. über das Schlacht-
feld von Sedan«, aber er bekundet kein Ge-
fühl dafür, daß die Auffassung mit der ar-
tistischen Leistung nichts, aber auch gar nichts
zu tun hat. Herr Pfeifer stellt sich dieses
historische Ereignis anders vor, also taugt
Angelo Janks Gemälde nichts.
Das ist es eben: Vom rein Stofflichen
kommt diese barbarische Kunstbetrachtung
niemals los. Seit zwanzig Jahren predigen
Künstler, Kritiker und Ästhetiker unentwegt
die Kunde, daß beim Kunstwerk lediglich
das Wie, nicht das Was in Betracht kommt.
Nicht ob ein Gesicht schön oder häßlich ist,
sondern ob eine reiche, einheitliche male-
rische Weltanschauung darin zum Ausdruck
kommt, das entscheidet über den Wert des
Werkes. Carlo Dolci hat tausendmal »schö-
nere«, süßere Gesichtchen gemalt als Rem-
brandt, und doch steht er zu diesem wie
Friedlich Matthisson zu Goethe. Ach, es
wird einem überdrüssig, immer wieder neue
Ausdrücke und Beispiele für eine so platte,
unwiderlegbare Wahrheit zu suchen. Aber
das Flugblatt beweist, daß diese Wahrheit
heute noch nicht zu Herrn Pfeifer vorgedrungen
ist. Soll man da die Hoffnung nicht aufgeben?
Ich behaupte, daß es Herrn Pfeifer von
vornherein an der Fähigkeit fehlt, eine per-
spektivische und koloristische Arbeit über-
haupt zu sehen. Das Haupt eines toten
1909. V. 7.
Anders steht es mit der Kritik des Dr.
Pfeifer.
Es ist tatsächlich schwer, ernsthaft auf
seine Rügen einzugehen. Lebten wir in einem
Lande, das wirklich etwas ästhetische Kultur
besäße, der Verfasser hätte sich mit diesen
Rügen lächerlich, wenn nicht unmöglich ge-
macht.
Er mäkelt zunächst an der Auffassung des
Hauptbildes »Ritt Wilhelms I. über das Schlacht-
feld von Sedan«, aber er bekundet kein Ge-
fühl dafür, daß die Auffassung mit der ar-
tistischen Leistung nichts, aber auch gar nichts
zu tun hat. Herr Pfeifer stellt sich dieses
historische Ereignis anders vor, also taugt
Angelo Janks Gemälde nichts.
Das ist es eben: Vom rein Stofflichen
kommt diese barbarische Kunstbetrachtung
niemals los. Seit zwanzig Jahren predigen
Künstler, Kritiker und Ästhetiker unentwegt
die Kunde, daß beim Kunstwerk lediglich
das Wie, nicht das Was in Betracht kommt.
Nicht ob ein Gesicht schön oder häßlich ist,
sondern ob eine reiche, einheitliche male-
rische Weltanschauung darin zum Ausdruck
kommt, das entscheidet über den Wert des
Werkes. Carlo Dolci hat tausendmal »schö-
nere«, süßere Gesichtchen gemalt als Rem-
brandt, und doch steht er zu diesem wie
Friedlich Matthisson zu Goethe. Ach, es
wird einem überdrüssig, immer wieder neue
Ausdrücke und Beispiele für eine so platte,
unwiderlegbare Wahrheit zu suchen. Aber
das Flugblatt beweist, daß diese Wahrheit
heute noch nicht zu Herrn Pfeifer vorgedrungen
ist. Soll man da die Hoffnung nicht aufgeben?
Ich behaupte, daß es Herrn Pfeifer von
vornherein an der Fähigkeit fehlt, eine per-
spektivische und koloristische Arbeit über-
haupt zu sehen. Das Haupt eines toten
1909. V. 7.