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Eine neue Perlen-Häkelei
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0347
EINE NEUE PERLEN-HÄKELEI.
Das österreichische Kunstgewerbe ist seit
einiger Zeit durch eine Erfindung be-
reichert, welche die Glasperle wieder der
edlen Handwerkskunst zurückerobert. In den
letzten Jahrzehnten haben Glasperlen ja meist
nur in der Industrie und als Maschinen-Arbeit
Verwendung gefunden.
Amalie Szeps, die zuerst als Dilet-
tantin den Versuch machte, Ridiküle mit
eingehäkelten Mustern aus Stahlperlen zu ver-
fertigen, kam, angeregt durch einen Aufent-
halt in Murano auf den Gedanken, die
berauschende Schönheit der Muraner Perlen
künstlerisch zu verwerten. Sie bestrebte sich
diesen wie byzantinische Mosaiken schim-
mernden, wie ägyptische und römische Glas-
flüsse mystisch leuchtenden Perlen eine neue
Technik anzupassen. Und es gelang ihr
wirklich das blendende Material für die
Häkelei zu erobern. Allerdings handelt es
sich da nicht um das gewöhnliche Häkel-
Verfahren, sondern um einen in das kompli-
zierte Gebiet der Spitzenkunst hinüberleitenden
Vorgang. So eigenartig und an keine be-
stehende Übung erinnernd ist die Herstellungs-
art, daß sowohl das österreichische als auch
das französische Patentamt die Erfindung
patentierten.
Eine ausführliche Schilderung der Arbeit
würde hier zu weit führen. Nur ein Vergleich
soll den Weg weisen. So wie die Klöppel-
Spitze vielfädig durch gleichzeitigen Gebrauch
mehrerer Klöppeln hergestellt wird, wobei
Muster und Grund gemeinsam sich entwickeln,
so entsteht auch bei der neuen Perlen-
Häkelei durch Ineinanderschlingen mehrerer
Häkelfäden Fond und Dekor. Diese Technik
ist dehnbar über alle Begriffe. Sie ist bewun-
dernswert in ihrer Anpassungs-Fähigkeit. Die
groben Perlen lassen in durchbrochener Reihe
gitterartig sich kreuzen, die flachen Perlen
sich enganeinanderpressen zu stoffartigen Ge-
bilden, die kleinen zarten Perlchen sich zu
Glöcklein zusammenfassen.
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Das österreichische Kunstgewerbe ist seit
einiger Zeit durch eine Erfindung be-
reichert, welche die Glasperle wieder der
edlen Handwerkskunst zurückerobert. In den
letzten Jahrzehnten haben Glasperlen ja meist
nur in der Industrie und als Maschinen-Arbeit
Verwendung gefunden.
Amalie Szeps, die zuerst als Dilet-
tantin den Versuch machte, Ridiküle mit
eingehäkelten Mustern aus Stahlperlen zu ver-
fertigen, kam, angeregt durch einen Aufent-
halt in Murano auf den Gedanken, die
berauschende Schönheit der Muraner Perlen
künstlerisch zu verwerten. Sie bestrebte sich
diesen wie byzantinische Mosaiken schim-
mernden, wie ägyptische und römische Glas-
flüsse mystisch leuchtenden Perlen eine neue
Technik anzupassen. Und es gelang ihr
wirklich das blendende Material für die
Häkelei zu erobern. Allerdings handelt es
sich da nicht um das gewöhnliche Häkel-
Verfahren, sondern um einen in das kompli-
zierte Gebiet der Spitzenkunst hinüberleitenden
Vorgang. So eigenartig und an keine be-
stehende Übung erinnernd ist die Herstellungs-
art, daß sowohl das österreichische als auch
das französische Patentamt die Erfindung
patentierten.
Eine ausführliche Schilderung der Arbeit
würde hier zu weit führen. Nur ein Vergleich
soll den Weg weisen. So wie die Klöppel-
Spitze vielfädig durch gleichzeitigen Gebrauch
mehrerer Klöppeln hergestellt wird, wobei
Muster und Grund gemeinsam sich entwickeln,
so entsteht auch bei der neuen Perlen-
Häkelei durch Ineinanderschlingen mehrerer
Häkelfäden Fond und Dekor. Diese Technik
ist dehnbar über alle Begriffe. Sie ist bewun-
dernswert in ihrer Anpassungs-Fähigkeit. Die
groben Perlen lassen in durchbrochener Reihe
gitterartig sich kreuzen, die flachen Perlen
sich enganeinanderpressen zu stoffartigen Ge-
bilden, die kleinen zarten Perlchen sich zu
Glöcklein zusammenfassen.
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