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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Jaumann, Anton: Neues von Peter Behrens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0379

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Peter Behrens—Berlin.

PETER

BEHRENS

BERLIN.

Einband für die Adresse der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin.

Maschine. Er will nicht interessant sein. Er
will nicht mit überraschenden Einfällen glänzen.
Ohne Seitensprünge geht er auf das Ziel los.
Wie namentlich die Beleuchtungskörper zeigen,
kommt es ihm nur darauf an, die Formidee
in möglichster Einfachheit und Reinheit, in
der strengen Grammatik seiner Kunstsprache
auszudrücken. Die Bogenlampe soll ein mathe-
matisch klares Gebilde werden, schön durch
die Entfernung aller kleinlichen Verzierungen,
groß durch die Klarheit der Form. Der
Künstler legt sich gerade in den Arbeiten
für die A. E. G. oft die äußerste Zurückhaltung
auf, der »Stil Behrens« und der »Stil A. E. G.«
scheinen sich dann vollkommen zu decken.

Am glücklichsten ist Behrens in der Ge-
staltung der Bogenlampen gewesen. Be-
sonders die für indirektes Licht ziert eine
bei ihm überraschende Anmut. Dabei sind
die Teile, das ist das Wunderbare, wie auch
bei den andern Lampen, fast in allen Ab-
messungen und Konturen durch technische
Erwägungen bestimmt. Die Rücksichten auf

die Massenfabrikation gaben immer den
Ausschlag. Es sollte an Material gespart
werden und an Arbeit. Das wurde durch
Entfernung aller Zierate und Zierprofile und
durch knappste Formgebung erreicht. Das
Gehäuse hat, obwohl das Werk das gleiche
geblieben, erheblich weniger Einzelteile, wie
früher. Es schmiegt sich genau dem inneren
Bau der Lampe an. Kein Teil ist überflüssig,
alle Formen haben Sinn und Zweck. Viele
Stücke sind so gezeichnet, daß sie für ver-
schiedene Modelle zu verwenden sind. Die
Herstellung hat sich vereinfacht, es wurde
sogar an Aufbewahrung und Transport ge-
dacht : die einzelnen Teile lassen sich leicht
ineinanderschieben, sodaß man an Raum,
Packung, Transport und Bruchkosten spart.
So geschah es, daß die 200 000 Mark, die
die neuen Modelle an Vorbereitungskosten
verschlangen, schon in einem Jahr durch die
technischen Vorzüge wieder eingespart
werden. Ein eklatanter Beweis, wie weit der
Künstler auch auf die raffiniertesten Wünsche

1909. VI. i

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