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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Jaumann, Anton: Neues von Peter Behrens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0380

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Peter Behrens—Berlin.

I'ROKF.SSOK l'KTKR HICHREiNS [SKRT.IN.

Garten des Künstlers in Neubabelsbeig.

der Technik einzugehen vermag. — Die
Lampen von Behrens wird man trotz ihrer
Formenknappheit aus der Masse der Markt-
ware sofort herauskennen. Ihre kräftig-strenge,
künstlerisch abgewogene Zeichnung verleiht
ihnen einen rhythmischen Adel, eine diskrete
Größe, die ganz dem repräsentativen Bedürfnis
der Erzeugerin entsprechen dürfte.

Auch sonst hat Behrens auf die Form
Einfluß geübt, in der die A. E. G. an die
Öffentlichkeit tritt. Er hat ihr Briefköpfe
gezeichnet, Kataloge, Prospekte und andere
Drucksachen künstlerisch redigiert. Alles
ohne Mätzchen, in guter, klarer Sachlichkeit.
Und doch mit einem eigenen Signum, vornehm,
ernst, respektheischend.

Eine künstlerische Redaktion hat Behrens
aber auch auf die Bauten der A. E. G. aus-
geübt. Drei ihrer jüngsten Fabrikgebäude
sind bereits in der äußern Architektur
von ihm gezeichnet. Maße und Material
waren zwar gegeben. Und von Zierat und
Ausbauten mußte natürlich von vornherein
abgesehen werden. Trotzdem haben diese
einfachen Nutzbauten durch kaum merkliche
Betonungen der Linie, durch Zusammenfassung

der Wand- und Fensterflächen eine gewisse
monumentale Größe gewonnen und sogar
persönlichen Stil.

Der Allgemeinheit bekannter wurde der
große Pavillon, mit dem die A. E. G. auf
der letztjährigen Schiffbau-Ausstellung sich
präsentierte. »Pavillon« kann man das Ge-
bäude eigentlich nicht nennen, es erinnert
eher an einen Tempel oder ein Mausoleum.
Und das nicht aus Zufall. Behrens hat eine
fast religiöse Auffassung von der Mission
des Künstlers als Kulturbringer. Mit sacer-
dotaler Gebärde geleitet er hier ein Unter-
nehmen der Großindustrie e:n und weist
nachdrücklich - weihevoll auf dessen Kultur-
bedeutung und innere Würde hin. Monu-
mentalität eint sich ja gern mit mystischer
Feierlichkeit. Wer denkt da nicht an Messels
Wertheimbau, dessen jüngster Teil einer Kirche
ähnlicher sieht als einem Bazar! Und feierlich
wie Heiligenlegenden muten auch die Inschrilt-
Tafeln an, die hoch oben an den Wänden
von industriellen Großtaten erzählen.

Nicht von religiöser Stimmung ist hier
die Rede. Die Mission des Künstlers er-
schöpft sich für Behrens im Kult, in der

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