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Jaumann, Anton: Neues von Peter Behrens
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0382
Anton Jaumann—Berlin:
Professor peter Behrens—berlin. Speise-Zimmer des Künstlers.
Pflege der großen, hehren Zeremonie. Alles,
was ihre abstrakte Reinheit stören könnte,
wird unterdrückt. Innere Teilnahme, Er-
regungen des Gefühls würden den gemessenen
Gang der Weihehandlung nur beunruhigen.
Diese von van de Velde zuerst verkün-
dete gänzliche UnSentimentalität gibt Behrens'
Kunst einen starren Zug, der uns manchmal
erschreckt. Bei aller Reinheit und Größe
vermissen wir die Seele. Diese pythagoreische
Harmonie der Formen hebt die Dinge in
abstrakte Höhen, wo eine schauernde Kälte
herrscht. Die Erhabenheit ist mit schweren
Opfern erkauft. Sie verliert die Berührung
mit der lebenspendenden Erde.
Behrens gleicht den Despoten, deren Macht
und Unüberwindlichkeit auf der erbarmungs-
losesten Strenge gegen sich selbst beruht.
Das fordert Respekt. Sein Verdienst ist, ein
neues Prinzip der Vereinheitlichung, der Er-
fassung der Dinge aufgestellt und zugleich
dessen äußerste Konsequenzen gezeigt zu haben.
Der alte Kampt des Menschen mit der Welt,
die in ihrer bunten Fülle der Unbegreiflich-
keiten den Ueist zerreißt und erdrückt, ist
heute so brennend aktuell wie je. Behrens
fand seinen Weg der Vereinheitlichung, indem
er das Zeichen der mathematisch einfachsten
Formel aufrichtete. Er tritt an die Dinge
heran, holt aus ihnen die geometrischen und
stereometrischen Elemente heraus und ver-
bindet sie zu möglichst unkomplizierten
mathematischen Gebilden. Das Ideal des
Hauses ist ihm der Kubus. Die Wände sind
Rechtecke. Kräftige Leisten betonen noch
die geometrische Eigenschaft, man soll die
Wand vergessen.
Am reinsten enthüllt sich dieses Prinzip
in dem Krematorium, das Behrens für
Hagen gezeichnet hat. Hier ist die Ent-
seelung, die Transubstantiation der Dinge in
das wesenlose Reich der Geraden und der
Kreise ohne Gnade und Pardon durchgeführt.
Funktion und Maßstab sind vollkommen
ignoriert. Die Wand ist keine Wand, das
Fenster kein Fenster, der Pfeiler kein Pfeiler.
Das Haus wirkt wie ein Pappmodell für den
Zeichenunterricht.
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Professor peter Behrens—berlin. Speise-Zimmer des Künstlers.
Pflege der großen, hehren Zeremonie. Alles,
was ihre abstrakte Reinheit stören könnte,
wird unterdrückt. Innere Teilnahme, Er-
regungen des Gefühls würden den gemessenen
Gang der Weihehandlung nur beunruhigen.
Diese von van de Velde zuerst verkün-
dete gänzliche UnSentimentalität gibt Behrens'
Kunst einen starren Zug, der uns manchmal
erschreckt. Bei aller Reinheit und Größe
vermissen wir die Seele. Diese pythagoreische
Harmonie der Formen hebt die Dinge in
abstrakte Höhen, wo eine schauernde Kälte
herrscht. Die Erhabenheit ist mit schweren
Opfern erkauft. Sie verliert die Berührung
mit der lebenspendenden Erde.
Behrens gleicht den Despoten, deren Macht
und Unüberwindlichkeit auf der erbarmungs-
losesten Strenge gegen sich selbst beruht.
Das fordert Respekt. Sein Verdienst ist, ein
neues Prinzip der Vereinheitlichung, der Er-
fassung der Dinge aufgestellt und zugleich
dessen äußerste Konsequenzen gezeigt zu haben.
Der alte Kampt des Menschen mit der Welt,
die in ihrer bunten Fülle der Unbegreiflich-
keiten den Ueist zerreißt und erdrückt, ist
heute so brennend aktuell wie je. Behrens
fand seinen Weg der Vereinheitlichung, indem
er das Zeichen der mathematisch einfachsten
Formel aufrichtete. Er tritt an die Dinge
heran, holt aus ihnen die geometrischen und
stereometrischen Elemente heraus und ver-
bindet sie zu möglichst unkomplizierten
mathematischen Gebilden. Das Ideal des
Hauses ist ihm der Kubus. Die Wände sind
Rechtecke. Kräftige Leisten betonen noch
die geometrische Eigenschaft, man soll die
Wand vergessen.
Am reinsten enthüllt sich dieses Prinzip
in dem Krematorium, das Behrens für
Hagen gezeichnet hat. Hier ist die Ent-
seelung, die Transubstantiation der Dinge in
das wesenlose Reich der Geraden und der
Kreise ohne Gnade und Pardon durchgeführt.
Funktion und Maßstab sind vollkommen
ignoriert. Die Wand ist keine Wand, das
Fenster kein Fenster, der Pfeiler kein Pfeiler.
Das Haus wirkt wie ein Pappmodell für den
Zeichenunterricht.
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