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Jaumann, Anton: Neues von Peter Behrens
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0383
Peter Behrens—Berlin.
I'ROFKSSOR PETER BEHRENS—BERLIN.
Speise-Zimmer des Künstlers.
Und doch: Es ist ein Haus des Todes,
wie wir's noch nie gesehen. Schwindel erfaßt
einen vor dieser absoluten Leblosigkeit, vor
der Auflösung der Materie in schemenhafte
Unwesenheit. Der Sonnenschein in der
Halle befremdet wie Gespensterspuk. Unheim-
lich schreckt das Weiß der Wände zwischen
den monotonen Sargleisten. Von der Apsis
drohen schwarze Schnörkel, weit über allen
Maßstab aufgebläht. Das Ganze ist wie eine
Erscheinung aus der Welt des Unwirklichen,
die mit Gorgonenschauer erstarren macht.
Behrens kennt keine Ausnahme für seine
Kunstprinzipien. Die Möbel behandelt er
wie Kultgeräte, der feierliche Giebel im Speise-
zimmer spricht nur deutlich aus, was alle
Formen charakterisiert: Auch der Wohnraum
wird zum Tempel. Was mag da mit den
armen, lebenslustigen Blumen geschehen,
wenn dieser Fanatiker der Form mit ihnen
zeichnet? Ach, sogar der Garten wird seines
Gartencharakters entkleidet (der Garten bei
seinem jetzigen Wohnhaus beruht aut einer
älteren Anlage, bezeichnender ist die Umgebung
des Ausstellungsgebäudes), er wird farbige
Planimetrie, oder, wenn man will, Lawntennis-
plan. Die Laubengänge sind stereometrische
Modelle, durchschnitten von der Vertikalen
der Fontäne. Lehrreich war die Illumination:
Die leuchtenden Linien gaben das Ganze,
was Behrens' Kunst zu bieten hat. Man
vermißte nicht, wie sonst bei Illuminationen,
den Körper des Bau, die Lebendigkeit von
Rasen und Blumen. Die leuchtenden Linien
sagten alles, was der Künstler gewollt hatte.
Mit schmerzlicher Überdeutlichkeit brannten
sie sein Programm den Augen und den
Hirnen ein.
Behrens ist trotz alledem groß in seiner
Monotonie. Wir haben wenige Charaktere,
die sich so wie er einem Progamm hinopfern.
Er hat den Weg äußerster Entsagung gewählt,
um die hehrste Größe zu gewinnen. Und
was ist ihm zuteil geworden? Es berührt
tragisch, die beispiellose Kühnheit und Treue
gegen sich selbst mit dem tötlichen Eises-
hauch blutloser, freudloser Schemen belohnt
zu werden.
ANTON ) AHM AN N BERLIN.
357
I'ROFKSSOR PETER BEHRENS—BERLIN.
Speise-Zimmer des Künstlers.
Und doch: Es ist ein Haus des Todes,
wie wir's noch nie gesehen. Schwindel erfaßt
einen vor dieser absoluten Leblosigkeit, vor
der Auflösung der Materie in schemenhafte
Unwesenheit. Der Sonnenschein in der
Halle befremdet wie Gespensterspuk. Unheim-
lich schreckt das Weiß der Wände zwischen
den monotonen Sargleisten. Von der Apsis
drohen schwarze Schnörkel, weit über allen
Maßstab aufgebläht. Das Ganze ist wie eine
Erscheinung aus der Welt des Unwirklichen,
die mit Gorgonenschauer erstarren macht.
Behrens kennt keine Ausnahme für seine
Kunstprinzipien. Die Möbel behandelt er
wie Kultgeräte, der feierliche Giebel im Speise-
zimmer spricht nur deutlich aus, was alle
Formen charakterisiert: Auch der Wohnraum
wird zum Tempel. Was mag da mit den
armen, lebenslustigen Blumen geschehen,
wenn dieser Fanatiker der Form mit ihnen
zeichnet? Ach, sogar der Garten wird seines
Gartencharakters entkleidet (der Garten bei
seinem jetzigen Wohnhaus beruht aut einer
älteren Anlage, bezeichnender ist die Umgebung
des Ausstellungsgebäudes), er wird farbige
Planimetrie, oder, wenn man will, Lawntennis-
plan. Die Laubengänge sind stereometrische
Modelle, durchschnitten von der Vertikalen
der Fontäne. Lehrreich war die Illumination:
Die leuchtenden Linien gaben das Ganze,
was Behrens' Kunst zu bieten hat. Man
vermißte nicht, wie sonst bei Illuminationen,
den Körper des Bau, die Lebendigkeit von
Rasen und Blumen. Die leuchtenden Linien
sagten alles, was der Künstler gewollt hatte.
Mit schmerzlicher Überdeutlichkeit brannten
sie sein Programm den Augen und den
Hirnen ein.
Behrens ist trotz alledem groß in seiner
Monotonie. Wir haben wenige Charaktere,
die sich so wie er einem Progamm hinopfern.
Er hat den Weg äußerster Entsagung gewählt,
um die hehrste Größe zu gewinnen. Und
was ist ihm zuteil geworden? Es berührt
tragisch, die beispiellose Kühnheit und Treue
gegen sich selbst mit dem tötlichen Eises-
hauch blutloser, freudloser Schemen belohnt
zu werden.
ANTON ) AHM AN N BERLIN.
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