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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Osborn, Max: Eine Miet-Wohnung: eingerichtet von Architekt Gustav Goerke - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0395

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Eine Mietwohnung.

ARCHITEKT GUSTAV GOKRKK.

Ecke aus dem Arbeits-Zimmer.

also nicht an einer direkten Verbindung mit
jener älteren Generation; doch wie er deren
T,ehren nutzt, darin liegt gerade etwas Typisches.
Er hat Eckmanns gesundes Konstruktions-
gefühl, seine praktische Entschlossenheit und
seinen Farbenmut übernommen, aber das alles
lebt in ihm nur als gute Schulzucht weiter,
die ihm in Fleisch und Blut übergegangen ist,
und arbeitet nun fort zu einer freien, eignen,
neuen Existenz. Mit beiden Füßen auf diesem
gesicherten Grunde stehend, spricht Goerke
bereits einen persönlichen Dialekt, gibt er sich
dem Spiel seiner Phantasie hin, die doch wieder

zu fest ans ernste Handwerk geschmiedet ist,
um sich je in allzuluftige romantische Höhen zu
verlieren. Überdies erfreut er sich einer Beweg-
lichkeit des Geistes, die seiner Wohnungskunst
außerordentlich zugute kommt. Er vergewaltigt
seine Klienten nicht, eben weil er nicht mehr
Propaganda zu treiben braucht, sondern läßt sich
von den gegebenen Umständen, von den spe-
ziellen Raumverhältnissen und von den indivi-
duellen Bedürfnissen der Bewohner leiten, um
dann aus diesen Bedingungen von Fall zu Fall
seine Entscheidungen zu treffen, die schließlich
doch immer den Stempel seiner Persönlichkeit

1909. vi c.

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