Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (23.1908)

Eine Mietwohnung.

ARCH1THKT
GÜST. GOBRKE
ItKRLlN.

Ml BT-WOHNUNG
IN CHARLOTTKN-
nvRG.

VOR2IMMER.

tonischen Eindruck, der zugleich der Raum-
betonung des Zimmers zu Gute kommt.
Damit hängt eine Neigung zur Einfügung ge-
wölbter, bauchiger Teile zusammen, die sich
für Schrankzwecke als ungemein praktisch
erweisen, auf ihren Polituren amüsante Spiege-
lungen und Lichtreflexe liefern und mit den
geraden Linien und rechten Winkel der um-
gebenden Partien apart kontrastieren. Alle
diese Elemente sichern den Inneneinrichtungen
Goerkes einen Charakter von Solidität, Ruhe
und Bestimmtheit, man möchte sagen: Ge-
borgenheit, ohne daß dieser Zug doch je ins
Philiströse umschlägt. Sie haben eine Atmo-
sphäre von Kultur ohne preziöses Ästheten-
tum. Und sie bergen eine Fülle guter und
origineller Einfälle, die aber stets einem hand-

werklichen Durchdenken der Aufgabe ent-
springen, sich streng vor allem Spielerischen
hüten und nicht auf eine Vergewaltigung des
Bewohners ausgehen.

Als ein echter Schüler Eckmanns zeigt sich
Goerke schließlich in seiner Freude an der
Farbe und dem Geschmack der koloristischen
Harmonien, die er wählt. Wenn er dabei
öfters noch einer Neigung zu ein wenig
schweren und feierlichen Akkorden nachgibt,
so wird man ihm daraus keinen Vorwurf
machen. Übrigens hat der junge Künstler
gerade in der letzten Zeit gezeigt, daß er
dieser Einseitigkeit zu entfliehen bestrebt ist.
Wir grüßen ihn als eins der frischesten und
eigenartigsten Talente, über die Berlin heute

Verfügt. - MAX OSBORN—BERLIN.

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