Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (35.1914-1915)

Sommerausstellung der Münchener Secession.

prof. leo
sam berger-
münchen.

Aus der graphischen Abteilung sei Eduard
Baudrexel mit zwei Radierungen genannt,
auf denen er durch ganz einfache Mittel, durch
bloße Überdehnung der Proportionen, dem
Geheimnis des Grauens auf die Spur kommt.

Beim Betreten der plastischen Abteilung
fällt zunächst eine Gruppe „Zwei Menschen"
von Fritz Behn auf, in der das Problem der
Zweifigurengruppe aufgenommen wird. Aber
soviel Arme auch von Figur zu Figur geführt
sind und so gewiß die lineare Einheit herge-
stellt ist, so scheint uns doch die eigentlich
plastische Einheit nicht vollkommen erreicht
zu sein. Ganz im plastischen Geiste gedacht
erscheinen uns die Werke des Pragers Jan
Stursa und die Eva von Franz Pritel. Sehr
interessant ist es, die Bekanntschaft von Mail-
lots „Flora" zu machen. Das Bilden feiner

»gabriel
von hack1.

plastischer Finger spürt man in dem Mädchen-
kopf von Ernst Wenck und der Pascinmaske
von Benno Elkan. Gutplastisch angefaßt
ist die „Kauernde" von Arnold Zadikow
und die weibliche Figur von Richard Knecht.
Eine hübsche dekorative Idee steckt in dem
kleinen „Herkules mit Schlangen" von Arthur
Storch. Sehr originell wirken die kleinen be-
malten Terrakotten von Erich Stephani.
In der Naivität ihrer Bemalung mit den stump-
fen, ungebrochenen Grundfarben und in der
Vereinfachung ihrer Modellierung erinnern sie
fast an eine primitive Kunst. Immer aber
sind sie von feinstem plastischem Gefühl und
sicherem Wissen um die Gesetze der Volum-
wirkung bestimmt und halten sich von suchen-
der Problematik ebenso fern wie von posieren-
dem Archaismus. — dr. kuno mittenzwey.