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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Lange, Willy: Deutsche Blumengaben für heimkehrende Krieger und für Gefallene
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0151

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Deutsche Blumengaben.

RUHMESZWEIG.
ROSEN UND
LORBEER MIT
DEUTSCHEM
BAND DURCH-
SCHLUNGEN.

EDLES BAND
OHNE DRAHT
GEBUNDEN.

deutsch, wenn sie rein, echt, gemütvoll sind.
Echt und rein ist einfach, meidet den Schein!
Die Technik der Blumenbinderei beruht auf
dem „Binden" mit Bast, Band — aber nicht
mit Draht. Die Abbildungen zeigen Lehrbei-
spiele dafür, daß auf der Kgl. Gärtnerlehranstalt
in Dahlem für alle Gebilde vonlebendenBlumen-
zweigen kein Draht, keine täuschenden Hilfs-
mittel benutzt werden. Was sich nur „mit Draht
machen" ließe, wird nicht gemacht! Alle Hilfs-
mittel sind nicht minder echt: Band, Körbe,
Gefäße ! Der Plunder der Spezialisten-Fabri-
kation wird seit Jahren abgelehnt und bekämpft.
Deutsche Volkskunst gibt aus ihrem uner-
schöpflichen Quell der echten Gaben. Der
Korb, den wir mit Levkojen (weiß und lila)
füllten, stammt aus Hessenland und kostet 35 Pf.
(Abb. S. 128.) Zur „Technik" gehört auch die
Art der Blumenwahl, ihre Beschaffenheit. Wa-
rum kauft man solchen Nelkenstrauß (Abb.
J>. 128) nicht alle Tage im Blumenladen ? Warum
ist ruer mit Nelken immer ein stacheliges Spar-

gelgrün vereint? Weil die gewerbliche Blumen-
binderei auf Arbeitsteilung beruht, auf Halt-
barkeit, auf Groß-Handel und Import und auf
vielem anderen, was nur in Jahren anders
werden kann! Die Blumengeschäfts-Inhaber
Deutschlands haben durch Veröffentlichungen
in ihrer Verbandzeitung den besten Willen ge-
zeigt. Wer die Dinge nicht von innen kennt,
ahnt nicht, wie wertvoll — auch vom Stand-
punkt des Geldes — die einfachsten Blumen-
gebilde, zum Beispiel der Rosenstrauß (Abb.
S. 127), der Siegeskranz (Abb. S. 125), der
Lorbeer-Rosenzweig (Abb. S. 129) unserer
Bilder sind, weil sie ohne Hilfsmittel der
Täuschung entstanden. Die Binderei lebender
Blumen fand ihre Lehrmeisterin einst in der
Zusammenstellung künstlicher Blumen; deren
Drahtkunst ward ihre Formenschule. Dabei
wiederholte sich, was so oft geschieht: daß man
am Künstlichen das Natürliche werten lernt.
Wie die Landschaftsgärtnerei durch ihre land-
schaftlichen Parkschöpfungen der großen Menge

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