Unsere neuen Btirgen am Rhein.
JOSEF PENNELL—PHILADELPHIA. RADIERUNG »KRANE BEI DUISBURG«
— er hat 1858 in Philadelphia das Licht der
Welt erblickt und ist erst verhältnismäßig spät
ausübender Künstler geworden — ist er ge-
wissermaßen mit der Industrie seines Heimat-
landes aufgewachsen. Er hat ihren Pulsschlag
dort belauschen können, wo er am heftigsten
pochte, in den Fabriken Philadelphias, an den
Riesenbauten der City und an den wunder-
baren aus Eisen gefügten Werken der Technik,
die selbst den Mississippi überspannte und mit
Leichtigkeit Zentnerlasten von der Stelle hob.
Dieses gewaltige Geheimnis der menschlichen
Intelligenz, die über Nacht den prometheischen
Traum der Jahrtausende verwirklicht hat und
der Erde ihre Schätze entführt, ist das Leit-
motiv seines Schaffens geworden, und wenn er
auch auf langen Reisen in fernen Ländern die
Schönheiten der alten Kulturen in sich aufge-
nommen und auf der Kupferplatte eingefangen
hat, so ist er doch immer wieder zu dem
stärkstenEindruck seinerJugend zurückgekehrt,
und immer mächtiger hat ihn der Zauber jener
Stätten ergriffen und immer mystischer ist ihm
dies neue Reich der alten Urelemente erschienen.
Dieser Traum von der Schönheit der schwarzen
Erde führte ihn auch an die Ufer des Rheines,
wo die neuen Burgen, die das zwanzigste Jahr-
hundert gebaut hat, ihre Flammenzeichen zum
Himmel senden. Das eben aber ist für uns das
Reizvolle an dieser Künstlererscheinung, daß
der Amerikaner Pennell der Apostel deutscher
Arbeit geworden ist, daß er, der Graphiker und
Lithograph, die Monumentalität dieser Fabriken
und Bergwerke im Sinne von Urweltdomen zu-
erst empfunden, daß er dies wilde Meer von
Rauch und Feuer zu einer malerischen Sym-
phonie von Licht und Schalten zusammenband,
in der uns erst der ganze Rhythmus unseres
industriellen Lebens künstlerisch zum Bewußt-
sein kommt.
In diesen Pennellschen Blättern webt eben-
soviel vom Geiste unserer Gegenwart wie von
der Sehnsucht ihres Schöpfers. Wir lauschen
hier einer Sprache, die nicht das Idiom von
gestern, nicht das von morgen ist, sondern
die in Symbolen spricht, die grenzenlos schei-
nen. In dieser Fülle des Malerischen klingt
die mystische Gewalt eines Rembrandt an, für
'34
JOSEF PENNELL—PHILADELPHIA. RADIERUNG »KRANE BEI DUISBURG«
— er hat 1858 in Philadelphia das Licht der
Welt erblickt und ist erst verhältnismäßig spät
ausübender Künstler geworden — ist er ge-
wissermaßen mit der Industrie seines Heimat-
landes aufgewachsen. Er hat ihren Pulsschlag
dort belauschen können, wo er am heftigsten
pochte, in den Fabriken Philadelphias, an den
Riesenbauten der City und an den wunder-
baren aus Eisen gefügten Werken der Technik,
die selbst den Mississippi überspannte und mit
Leichtigkeit Zentnerlasten von der Stelle hob.
Dieses gewaltige Geheimnis der menschlichen
Intelligenz, die über Nacht den prometheischen
Traum der Jahrtausende verwirklicht hat und
der Erde ihre Schätze entführt, ist das Leit-
motiv seines Schaffens geworden, und wenn er
auch auf langen Reisen in fernen Ländern die
Schönheiten der alten Kulturen in sich aufge-
nommen und auf der Kupferplatte eingefangen
hat, so ist er doch immer wieder zu dem
stärkstenEindruck seinerJugend zurückgekehrt,
und immer mächtiger hat ihn der Zauber jener
Stätten ergriffen und immer mystischer ist ihm
dies neue Reich der alten Urelemente erschienen.
Dieser Traum von der Schönheit der schwarzen
Erde führte ihn auch an die Ufer des Rheines,
wo die neuen Burgen, die das zwanzigste Jahr-
hundert gebaut hat, ihre Flammenzeichen zum
Himmel senden. Das eben aber ist für uns das
Reizvolle an dieser Künstlererscheinung, daß
der Amerikaner Pennell der Apostel deutscher
Arbeit geworden ist, daß er, der Graphiker und
Lithograph, die Monumentalität dieser Fabriken
und Bergwerke im Sinne von Urweltdomen zu-
erst empfunden, daß er dies wilde Meer von
Rauch und Feuer zu einer malerischen Sym-
phonie von Licht und Schalten zusammenband,
in der uns erst der ganze Rhythmus unseres
industriellen Lebens künstlerisch zum Bewußt-
sein kommt.
In diesen Pennellschen Blättern webt eben-
soviel vom Geiste unserer Gegenwart wie von
der Sehnsucht ihres Schöpfers. Wir lauschen
hier einer Sprache, die nicht das Idiom von
gestern, nicht das von morgen ist, sondern
die in Symbolen spricht, die grenzenlos schei-
nen. In dieser Fülle des Malerischen klingt
die mystische Gewalt eines Rembrandt an, für
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