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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Hausenstein, Wilhelm: Maler Philipp Helmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0211

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PHILIPP HELMER (1846—1912).

»BAUERNHAUSER IN TRIPPSTADT«

MALER PHILIPP HELMER.

Die Malerei der deutschen Generation, die
in den Vierziger Jahren geboren wurde,
bedarf einer Sonderdarstellung, und je länger
desto mehr vom Standpunkt der Einheit der
Generation. In dem einen Jahr 1846 wurden
außer Leibi die Alt, Haider, Schuch, Hirth du
Fresnes, Steinhausen, Helmer geboren. Jen-
seits und diesseits dieses Kernjahrs reihen sich
in kürzeren und längeren Abständen die Thoma,
Sperl, Eysen, Duveneck, Scholderer, Chase,
Trübner und viele andere von Rang.

Philipp Helmer kam am 26. Mai 1846 als
Sohn eines Maurers zu Trippstadt in der Rhein-
pfalz zur Welt. Von der Volksschule ging er in
die Maurerlehre, von da zur Steinmetzarbeit
und zur Gipsformation. Achtzehnjährig reiste
er, höherer Möglichkeiten gewärtig, nach Mün-
chen, wo er bei Gedon und bei Lossow aller-
dings bloß mit untergeordneter Arbeit beschäf-
tigt wurde. 1870 kam Helmer als Maler an die
Akademie. Er arbeitete von 1875 bis 1878

bei Lindenschmit, der eine Kompositionsklasse
leitete und in manchem Bild Helmers Farbe,
Ton, Ordnung und Technik bestimmte. Als
Helmer zu einem selbständigen Ausdruck ge-
kommen war, erschien dieser Ausdruck in
wesentlichen Elementen schon einigermaßen
historisch. So geschah es, daß Helmer trotz
seiner vorzüglichen Qualitäten im Lauf der
Jahre beinahe apokryph wurde. Er trat zur
Seite und lebte einsam bis zu seinem Tod —
bis zum 18. Mai 1912 — in Olching bei Fürsten-
feld in Oberbayern.

Man fühlt im hinterlassenen Werk Helmers,
das zum großen Teil im Besitz der Galerie
Thannhauser ist, die gewisse Verstimmung des
Epigonen. Diese Kunst enthält als Ganzes einen
Bruch. Man wittert nicht selten den Unmut des
Künstlers, der sich absondert, weil seine An-
schauung auf die Dauer nicht die Formel der Zeit
blieb. Ein kleines Bild von Helmer — ein Herr
in einem Atelier — steht ganz außerhalb der

1914/15. III. L

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