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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Hausenstein, Wilhelm: Maler Philipp Helmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0212

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Maler Philipp Helmer.

philipp helmer (1846—1912).

studie »madchenkopf«

scheinbaren Logik seines Schaffens. Aber nicht
zufällig entstand dies geistvolle Etwas: es be-
deutet vielmehr die Problematik eines Daseins.
Dies Bildchen grenzt an Manet. Damit ist alles
gesagt, wenn man gesehen hat, wie sehr dies
ganze Schaffen sonst durch die entschiedenste
süddeutsche Überlieferung bestimmt gewesen
ist. Diese Überlieferung, die man kurz, aber
ungenau und jedenfalls unvollständig als Leibi-
tradition bezeichnen könnte, hat im übrigen
kostbare Werke Helmers angeregt. Wir haben
Einzelwerke, die in dieser Gattung vollendet
sind: Dinge von einer Achtung erzwingenden
sittlichen Gründlichkeit der Anschauung und

der malerischen Form, die gleichwohl der An-
mut nicht entbehren, obschon in dieser Anmut
leise Tragik blutet. Weiter findet man Stücke,
in denen der Mut, die Überzeugung nachließ
und die darum experimentell anmuten und tat-
sächlich unvollendet blieben. In vielen Werken
ist dies Leben als positiver Wert befestigt.
Zum mindesten ist es aber interessant, einem
Künstler zu begegnen, der von einem süßen
Münchener Genre ausging, dann in der Welt
Leibis leben lernte, den paysage intime begriff,
ohne allzu lyrisch zu sein, und schließlich zu
einer feinen Ahnung der überlegenen und grazi-
ösen Dämonie Manets vordrang, w. hausenstein.

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