Kleine Kunst-Nachrichten.
MÜNCHEN. Von den mannigfachen Veranstal-
tungen, dem Künstler in dieser Zeit Verkaufs-
gelegenheit zu verschaffen, stellt die von der Hilfs-
aktion für Münchn er Künstlerinnen unternom-
mene Weihnachtsausstellung ein Maximum an
Opferwilligkeit dar, was sich äußerlich darin aus-
drückt, daß der volle Verkaufserlös den erzeugenden
Künstlerinnen zu gute kommt: alle Ausstellungsarbeit
ist freiwillige Liebestätigkeit. Wenn die Ausstellung
sich ausdrücklich ankündigt als Ausstellung von
Künstlerinnen, „die durch den Krieg im Erwerb ge-
schädigt sind", so will damit gewiß nicht gesagt sein,
daß sie aus künstlerischen Gründen nötig hätte, an
die Mildtätigkeit zu appellieren. Es werden durch-
weg saubere und ehrliche Arbeiten gezeigt, und
wenn mitunter die persönliche Individualität des
Entwurfs weniger stark spricht, so ist dafür die
lokale Individualität um so deutlicher ausgedrückt.
Alle diese Arbeiten sind durch irgend ein unsicht-
bares Fluidum mit München verbunden. Auch darin,
daß gelegentlich die Linearität der Zeichnung nicht
so stark gepflegt erscheint als die Freude an einer
feingestimmten und dabei kräftigen Farbigkeit. Es
sind alles fleißige Arbeiten von jener Sachlichkeit
und ohne persönliche Unterstreichung, wie sie nötig
sind, wenn so etwas wie eine Lokaltradition ent-
stehen soll. Und wenn es gelegentlich nicht allzu-
viel Schwierigkeiten macht, eine Arbeit der nach-
wirkenden Anregung einer Lehrerpersönlichkeit zu-
zuordnen: wer kann dafür, daß die Tradition des
neuen Kunstgewerbes erst eine Lehrergeneration
alt ist. — Um zum Schluß ein paar Namen zu
notieren, so brauchen wir allbekannte Dinge wie
die Puppen der Marion Kaulitj ebensowenig zu
nennen, wie anderseits jede wohlgemeinte Kleinig-
keit. Am zahlreichsten sind die stets willkommenen
Kurbelstickereien vertreten (Marie Gerken, Paula
Traumann). Handgewebte Häubchen und Kittel
von Marion Hollmann, Perlstickereien von Fanny
Tiedjen. In der vielgeübten Batiktechnik versucht
Elsa Schiemann neue Wege. Viel Freunde wer-
den die Vitrineiipuppen von Elsa Moxter finden,
weil sie so keck-vergnügt in die Welt schauen, k. m.
VOM HILFSFONDS DER „D. K. U. D." FÜR
NOTLEIDENDE BILDENDE KÜNSTLER. Als
ein schönes Zeichen der Empfindungsweise unse-
rer Krieger verdient eine Geldspende erwähnt zu
werden, die 11 im Felde stehende Offiziere dieser
Tage als Beitrag zu dem „Hilfsfonds für deutsche
bildende Künstler" sandten, den der Herausgeber
der „Deutschen Kunst und Dekoration" im Verein
mit namhaften Künstlern ins Leben gerufen hat.
Der überaus dankenswerten Stiftung lag ein herz-
lich gehaltenes Schreiben bei, dessen Inhalt wir
nachstehend folgen lassen:
„Sehr verehrter Herr Hofrat! Vor einigen Tagen
las ich in einer Tageszeitung von Ihrem „Aufruf" zur
Sammlung für notleidende Künstler. Da ich in diesen
Wochen der vollkommenen Ruhe in......meine
freie Zeit benutjt habe, 10 Offiziere vom Divisions-
und Artilleriestab zu skizzieren und ihnen die Bilder
für ihre Frauen schenkte, kam ich auf die Idee, sie
als Entgelt dafür um einen Beitrag von je 10 Mk.
zu dieser Sammlung zu bitten, dem die Herren auch
bereitwilligst entsprachen. Da es mir selbst schwer
wird, durch diese Zeit mit meiner Frau durchzu-
kommen, bin ich leider nicht in der Lage, eine größere
Summe als 50 Mk. zu stiften —, wie ich es sonst
gern getan hätte. Möge aber auch dieser kleine
Betrag dazu dienen, deutsche Kunst zu fördern!
Ich hoffe fest, daß nach dem Kriege eine neue
große Zeit für unsere Kunst kommen wird,
eine Zeit, in der die deutschen Künstler den Mut
haben werden, in ihrer eigenen Seele nach dem
Gotte zu suchen, und ich glaube auch fest, daß sie
da etwas Wertvolleres finden werden, als in Paris
oder bei den Gößenbildern der Kaffern. In diesem
Sinne und im Vertrauen auf die wieder erwachende
Wahrheit und Ehrlichkeit der deutschen Kunst, bitte
ich Sie, unsere Spende von 150 Mk. zu den übrigen
zu legen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ganz
ergebener W. H. —Charlottenburg, z. Zt. Leutnant
im Reserve-Feldartillerie-Regiment." — — — —
Weitere Geldspenden nimmt die „Bank für Handel
und Industrie in Darmstadt" unter der Bezeichnung
„Hilfsfonds für deutsche Künstler" entgegen. —
eugen
hasenfratz
willich
a. rhein.
MÜNCHEN. Von den mannigfachen Veranstal-
tungen, dem Künstler in dieser Zeit Verkaufs-
gelegenheit zu verschaffen, stellt die von der Hilfs-
aktion für Münchn er Künstlerinnen unternom-
mene Weihnachtsausstellung ein Maximum an
Opferwilligkeit dar, was sich äußerlich darin aus-
drückt, daß der volle Verkaufserlös den erzeugenden
Künstlerinnen zu gute kommt: alle Ausstellungsarbeit
ist freiwillige Liebestätigkeit. Wenn die Ausstellung
sich ausdrücklich ankündigt als Ausstellung von
Künstlerinnen, „die durch den Krieg im Erwerb ge-
schädigt sind", so will damit gewiß nicht gesagt sein,
daß sie aus künstlerischen Gründen nötig hätte, an
die Mildtätigkeit zu appellieren. Es werden durch-
weg saubere und ehrliche Arbeiten gezeigt, und
wenn mitunter die persönliche Individualität des
Entwurfs weniger stark spricht, so ist dafür die
lokale Individualität um so deutlicher ausgedrückt.
Alle diese Arbeiten sind durch irgend ein unsicht-
bares Fluidum mit München verbunden. Auch darin,
daß gelegentlich die Linearität der Zeichnung nicht
so stark gepflegt erscheint als die Freude an einer
feingestimmten und dabei kräftigen Farbigkeit. Es
sind alles fleißige Arbeiten von jener Sachlichkeit
und ohne persönliche Unterstreichung, wie sie nötig
sind, wenn so etwas wie eine Lokaltradition ent-
stehen soll. Und wenn es gelegentlich nicht allzu-
viel Schwierigkeiten macht, eine Arbeit der nach-
wirkenden Anregung einer Lehrerpersönlichkeit zu-
zuordnen: wer kann dafür, daß die Tradition des
neuen Kunstgewerbes erst eine Lehrergeneration
alt ist. — Um zum Schluß ein paar Namen zu
notieren, so brauchen wir allbekannte Dinge wie
die Puppen der Marion Kaulitj ebensowenig zu
nennen, wie anderseits jede wohlgemeinte Kleinig-
keit. Am zahlreichsten sind die stets willkommenen
Kurbelstickereien vertreten (Marie Gerken, Paula
Traumann). Handgewebte Häubchen und Kittel
von Marion Hollmann, Perlstickereien von Fanny
Tiedjen. In der vielgeübten Batiktechnik versucht
Elsa Schiemann neue Wege. Viel Freunde wer-
den die Vitrineiipuppen von Elsa Moxter finden,
weil sie so keck-vergnügt in die Welt schauen, k. m.
VOM HILFSFONDS DER „D. K. U. D." FÜR
NOTLEIDENDE BILDENDE KÜNSTLER. Als
ein schönes Zeichen der Empfindungsweise unse-
rer Krieger verdient eine Geldspende erwähnt zu
werden, die 11 im Felde stehende Offiziere dieser
Tage als Beitrag zu dem „Hilfsfonds für deutsche
bildende Künstler" sandten, den der Herausgeber
der „Deutschen Kunst und Dekoration" im Verein
mit namhaften Künstlern ins Leben gerufen hat.
Der überaus dankenswerten Stiftung lag ein herz-
lich gehaltenes Schreiben bei, dessen Inhalt wir
nachstehend folgen lassen:
„Sehr verehrter Herr Hofrat! Vor einigen Tagen
las ich in einer Tageszeitung von Ihrem „Aufruf" zur
Sammlung für notleidende Künstler. Da ich in diesen
Wochen der vollkommenen Ruhe in......meine
freie Zeit benutjt habe, 10 Offiziere vom Divisions-
und Artilleriestab zu skizzieren und ihnen die Bilder
für ihre Frauen schenkte, kam ich auf die Idee, sie
als Entgelt dafür um einen Beitrag von je 10 Mk.
zu dieser Sammlung zu bitten, dem die Herren auch
bereitwilligst entsprachen. Da es mir selbst schwer
wird, durch diese Zeit mit meiner Frau durchzu-
kommen, bin ich leider nicht in der Lage, eine größere
Summe als 50 Mk. zu stiften —, wie ich es sonst
gern getan hätte. Möge aber auch dieser kleine
Betrag dazu dienen, deutsche Kunst zu fördern!
Ich hoffe fest, daß nach dem Kriege eine neue
große Zeit für unsere Kunst kommen wird,
eine Zeit, in der die deutschen Künstler den Mut
haben werden, in ihrer eigenen Seele nach dem
Gotte zu suchen, und ich glaube auch fest, daß sie
da etwas Wertvolleres finden werden, als in Paris
oder bei den Gößenbildern der Kaffern. In diesem
Sinne und im Vertrauen auf die wieder erwachende
Wahrheit und Ehrlichkeit der deutschen Kunst, bitte
ich Sie, unsere Spende von 150 Mk. zu den übrigen
zu legen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ganz
ergebener W. H. —Charlottenburg, z. Zt. Leutnant
im Reserve-Feldartillerie-Regiment." — — — —
Weitere Geldspenden nimmt die „Bank für Handel
und Industrie in Darmstadt" unter der Bezeichnung
„Hilfsfonds für deutsche Künstler" entgegen. —
eugen
hasenfratz
willich
a. rhein.