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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Burger, Fritz: Carl Schwalbach, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0350

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Carl Schrvalbach—München.

CARL SCHWALBACH MÜNCHEN.

GEMÄLDE »EINSAME RUHE«

nicht nur wirtschaftlich-utilitaristischer, sondern
auch zielbewußter geistiger Natur geworden
ist. Es ist ein neuer Typus des Staats- und
Persönlichkeitsbewußtseins, das der Deutsche
heute der Welt zu bieten hat. Der Freiheits-
taumel des schrankenlosen Individualismus der
französischen Kultur hat hier ebensowenig wie
früher der Persönlichkeitskultus der Renais-
sance tiefere Wurzeln zu schlagen vermocht.
Frankreich hat das Verdienst, den Rechten
des Individuums freie Bahn geschaffen zu
haben, während Deutschland die Pflichten
des Einzelnen als auserwählten Trägers einer
höheren Weltidee, als eines stillen arbeitsamen

Dieners eines riesenhaft ausgreifenden Staats-
organismus auf allen Gebieten des Lebens fest-
zulegen begann. Das gilt nicht erst für die
jüngere Zeit. Es ist geschichtliches Erbe deut-
scher Kultur. Bei keinem Volke spielt die
ethische Bestimmung eine so große
Rolle wie bei dem deutschen, bei keinem steht
das Verhältnis des Einzelwillens zum Welten-
willen so sehr im Mittelpunkt alles Denkens,
angefangen von dem kategorischen Imperativ
Kants über Fichte und Schopenhauers roman-
tische Willenslehre, Hebbels Holofernes zur As-
kese des Parzival und des so vielfach miß-
verstandenen Nietzsche'schen Übermenschen.

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