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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Graber, Hans: Max Burie, Brienz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0421

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MAX BURI -BRIENZ (SCHWEIZ).

GEMÄLDE »MITTAGSONNE«

MAX BURI-BRIENZ.

Man hat für die Kunst Ferdinand Hodlers
in der welschen Schweiz den Ausdruck
„peinture cerebrale", Gehirnkunst, geprägt und
will damit die in ihr niedergelegten denkerischen
Probleme (Symbolik, Parallelismus u. a.) um-
schreiben. Der Ausdruck ist, wenn man ein-
mal Schlagwörter zuläßt, als Bezeichnung für
etwas spezifisch Hodlerisches nicht übel ge-
wählt. Auf Buri — und darin liegt ein Haupt-
unterschied gegenüber Hodler, dem er auch
sonst in Vielem ganz entgegengesetzt ist —
würde das Wort nicht passen. Seine Kunst ist
reine Augen-, reine Wirklichkeitskunst, von
keinen außerhalb Zeichnung, Farbe und Kom-
position liegenden Gedanken und Begriffen
beschwert. Sie ist deshalb — aber nicht nur
deshalb — unmittelbarer, leichter erfaßbar als
die Kunst Hodlers und darum einem größeren
Kreis zugänglich. Vielen aus diesem Kreis gilt
Buri als der typische schweizerische Maler.

Das vor allem auch seiner Bildthemen, seines
Stoffgebietes wegen. Buri malt den schweizer
Bauern und zwar den vielleicht ursprünglichsten,
den Berner, und er malt ihn außerordentlich
charakteristisch. Er ist selber ein Vollberner
und wohnt im Herzen des Berner Oberlandes,
dieses schönsten und charaktervollsten Teiles
des Kantons, in dem stillen Dörfchen Brienz.
Und so malt er auch diese berner Land-
schaft in ihrem spezifischen Charakter. Ihr,
den hochragenden Bergen, den malerischen
Seen, den saftigen Matten, den heimeligen
alten Bauernhäusern gehört der andere Teil
seiner Liebe. Behaglich und behäbig steht
er mit seiner Kunst auf dem Boden dieser
kleinen aber eigenwüchsig und charaktervoll
in sich abgeschlossenen Welt. All' die herzliche
Liebe, die er zu dem Land und zu dem Men-
schenschlag empfindet, malt er in seine Bilder
hinein und diese lösen sie dann beim Beschauer

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