Max Liebermann-Berlin,
PROFESSOR MAX
LIEBERMANN-BERLIN.
vollen
undzwanzigjährigen die ersten großen vc
Früchte. Die „ Gänserupferinnen
" geben den
Ausschlag. Die „Konservenmacherinnen ge-
sellen zu jenem Anfängerruhm den Ruhm der
Feinmalerei, der Delikatesse, verpilanzen ihn
auch in das Ausland, nach Belgien zunächst.
Und die „Arbeiter im Rübenleld", am stärk-
sten von allen seinen Bildern durch Munkacsy
inspiriert, und schließlich die „Kartoffelernte'
zeigen auch noch die ganze Fülle dieser ersten
großen Schaffenswelle. Da enthüllt und vol-
lendet sich eine Kraft, zu gestalten und zu
überraschen, der für jene Zeit in Deutschland
(man trete nur wieder einmal vor die „Gänse-
rupferinnen" der Nationalgalerie oder das
-Kartoffelfeld", jetzt in der Düsseldorfer Kunst-
balle) überhaupt nichts ähnliches an die Seite
gesetzt werden konnte. — Romanhaft klingt es
heute. Damals war Liebermann schon berühmt,
damals sogar auf dem Wege, eine „Berühmt-
heit" zu werden. Und doch ist er eigentlich
nie wieder so revolutionär und so auf sich allein
gestellt gewesen wie in jenen Siebziger]ahren.
Nahe läge ja wohl eines, den Liebermann
'■■■■iiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiMi
GEMÄLDE »FRAU MIT ZIEGEN« (1890).
von damals an seinem großen Gegenstück,
an Wilhelm Leibi zu messen. Sicherlich war
Leibi nicht weniger originell als Liebermann;
er, der nur wenig Ältere, hatte seine un-
erhörte Tat die Begründung einer Malerei
um ihrer selbst ihrer Qualität willen, sogar
schon früher und sichtbarer aus sich herausge-
stellt. Und doch war niemand und auch Leibi
nicht so absolut auf neuem Boden wie Lieber-
mann, niemand in Deutschland so allein mit
sich wie dieser nach Weimar verschlagene junge
Berliner Akademiker, niemand so sehr Him-
melsstürmer und Kämpfer mit dem Gottessend-
ling: „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich
denn." Leibi malte — malte überirdisch
schön, aber der Grund, auf dem er stand, auf
dem er sein Haus baute, seine Konstruktionen
errichtete, ist der Grund der Meister vor ihm
und neben ihm. Liebermann ringt — ringt
um einen ganz neuen Komplex. Er kämpft um
alles, um die erste schöpferische Anregung, um
den Grund und die Welt seiner Kunst, um ihr
Format, ihren Aufbau, ihre Wirkung, ihre Inten-
sität. Er kämpft um einen größeren Kreis als
PROFESSOR MAX
LIEBERMANN-BERLIN.
vollen
undzwanzigjährigen die ersten großen vc
Früchte. Die „ Gänserupferinnen
" geben den
Ausschlag. Die „Konservenmacherinnen ge-
sellen zu jenem Anfängerruhm den Ruhm der
Feinmalerei, der Delikatesse, verpilanzen ihn
auch in das Ausland, nach Belgien zunächst.
Und die „Arbeiter im Rübenleld", am stärk-
sten von allen seinen Bildern durch Munkacsy
inspiriert, und schließlich die „Kartoffelernte'
zeigen auch noch die ganze Fülle dieser ersten
großen Schaffenswelle. Da enthüllt und vol-
lendet sich eine Kraft, zu gestalten und zu
überraschen, der für jene Zeit in Deutschland
(man trete nur wieder einmal vor die „Gänse-
rupferinnen" der Nationalgalerie oder das
-Kartoffelfeld", jetzt in der Düsseldorfer Kunst-
balle) überhaupt nichts ähnliches an die Seite
gesetzt werden konnte. — Romanhaft klingt es
heute. Damals war Liebermann schon berühmt,
damals sogar auf dem Wege, eine „Berühmt-
heit" zu werden. Und doch ist er eigentlich
nie wieder so revolutionär und so auf sich allein
gestellt gewesen wie in jenen Siebziger]ahren.
Nahe läge ja wohl eines, den Liebermann
'■■■■iiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiMi
GEMÄLDE »FRAU MIT ZIEGEN« (1890).
von damals an seinem großen Gegenstück,
an Wilhelm Leibi zu messen. Sicherlich war
Leibi nicht weniger originell als Liebermann;
er, der nur wenig Ältere, hatte seine un-
erhörte Tat die Begründung einer Malerei
um ihrer selbst ihrer Qualität willen, sogar
schon früher und sichtbarer aus sich herausge-
stellt. Und doch war niemand und auch Leibi
nicht so absolut auf neuem Boden wie Lieber-
mann, niemand in Deutschland so allein mit
sich wie dieser nach Weimar verschlagene junge
Berliner Akademiker, niemand so sehr Him-
melsstürmer und Kämpfer mit dem Gottessend-
ling: „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich
denn." Leibi malte — malte überirdisch
schön, aber der Grund, auf dem er stand, auf
dem er sein Haus baute, seine Konstruktionen
errichtete, ist der Grund der Meister vor ihm
und neben ihm. Liebermann ringt — ringt
um einen ganz neuen Komplex. Er kämpft um
alles, um die erste schöpferische Anregung, um
den Grund und die Welt seiner Kunst, um ihr
Format, ihren Aufbau, ihre Wirkung, ihre Inten-
sität. Er kämpft um einen größeren Kreis als