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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Ein Wohnhausbau von Hermann Muthesius
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0214

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EIN WOHNHAUSBAU VON HERMANN MUTHESIUS.

Das Haus Rasch wurde auf einem hochge-
legenen Bauplatze am Neroberg in Wies-
baden in der Nähe der russischen Kapelle er-
richtet. Die hervorragende Aussicht, die der
Bauplatz bot, sollte in der ganzen Anlage des
Hauses berücksichtigt werden. Glücklicher-
weise vereinigte sich hier die gute Aussicht-
seite mit der guten Sonnenlage, sodaß alle
Wohn- und Schlafzimmer an die Aussichtsfron-
ten gelegt werden konnten. Aber es bestand
auch der Wunsch, im obersten Stockwerk die
dort sich ergebenden Fernsichten noch beson-
ders nutzbar zu machen, was durch einen voll-
ständigen um dieses Geschoß gelegten Umgang
erreicht wurde. Das Haus lehnt sich an das
Berggelände derart an, daß die Vorderfront ein
Stockwerk mehr hat als die Rückfront. Vom
unteren Wohngeschoß tritt man auf die vordere
Terrasse, vom oberen Geschoß auf eine rück-
wärtige Terrasse. Der Garten ist terrassen-
förmig angelegt. An das untere Wohngeschoß
schließt sich seitlich ein langgestreckter Rosen-
garten, an das obere rückwärtig ein Lauben-

gang an. Das Haus enthält im unteren Wohn-
geschoß die Halle, das Eßzimmer und die Wirt-
schaftsräume, im oberen ein ovales Empfangs-
zimmer, ein Herren- und ein Damenzimmer,
sowie das Schlafzimmer der Eltern. Im obersten
Geschoß hinter dem Rundgang liegen die üb-
rigen Schlafzimmer sowie eine Reihe von Gast-
zimmern. Die Außenmauern sind durchweg in
Muschelkalkstein ausgeführt. Für die umfang-
reiche Umwehrung des Hauses wurde Sonnen-
berger Bruchstein verwandt. Bei Ausbruch des
Krieges konnte das Haus im Innern nur notdürf-
tig fertiggestellt werden, der vollständige Aus-
bau ist der Zeit nach dem Kriege vorbehalten.

£

Dem Aechten und Vortrefflichen steht, bei seinem
Auftreten, zunächst das Schlechte im Wege, von
welchem es seinen Pla^ bereits eingenommen findet,
und das eben für Jenes gilt. Wenn es nun auch,
nach langer Zeit und hartem Kampfe, ihm wirklich
gelingt, den Pla§ für sich zu vindiciren und sich in
Ansehn zu bringen, so wird es wieder nicht lange
dauern, bis sie mit irgend einem manierirten, geist-
losen, plumpen Nachahmer herangeschleppt kommen,
... denn sie sehn den Unterschied nicht.... Schopenhauer.
 
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