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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Bredt, Ernst Wilhelm: Sollen Staatssammlungen Modernes erwerben?
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0056

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Sollen Staatssamm/ungen Modernes erwerben?

gers, die vor zwanzig Jahren um wenige Mark
vom Künstler zu kaufen waren, werden jetzt
fast mit ebensovielen Tausendern bezahlt. Man
darf tatsächlich von hundertfacher Preissteige-
rung reden. Freilich gilt diese Regel nur von
den Besten unserer Zeit und von den sorgfäl-
tigsten und seltensten Blättern des Künstlers.
Selbst wenn einmal eine Zeit der geringeren
Einschätzung kommen sollte, wird immer noch
die hohe Rentabilität der Ankaufssummen an-
erkannt werden müssen.

Wer an solche Beispiele denkt, wer sich die
Mühe nimmt, in bestimmten Museen, die von
modernen aber kritischen Männern geleitet
wurden, die hohen Wertsteigerungen früherer
Erwerbungen mit den kaum ganz vermeidbaren
Fehlkäufen zu vergleichen, wird entschieden
wünschen, daß der Staat auch künftig so früh
als möglich jeweils das Beste seiner Zeit zu
erwerben trachtet. — Für das Gebiet der
künstlerischen Graphik wird die Erinnerung
sogar zur Warnung. Überläßt der Staat die
besten und seltensten Drucke den Privaten,
mit der stillen Hoffnung später doch von diesen
die Seltenheiten erwerben zu können, so würde

er sich einer Sorglosigkeit schuldig machen, die
im Interesse der Kultur, d. h. der besten Kultur-
denkmäler einmal sträflich leichtsinnig genannt
werden könnte. In früheren Jahrhunderten gab
es keine Staatsmuseen. Unendliches ging ver-
loren durch die Wechselfälle allen privaten
Eigentums. Das Institut der Staatsmuseen hat
die Aufgabe übernommen, prospektiv zu sein.
Das ist das Resultat aller mit so viel Klagen
durchsetzten Retrospektivität. Ging so viel
herrliches der papiernen Graphik schon ver-
loren, sei der Staat nun der erste Sammler
bester Graphik der Lebenden.

Freilich ein Wunsch und guter Rat an die
Künstler sei hier geäußert. Möchten sich unsere
deutschen Graphiker häufiger als bisher ent-
schließen, beste Werke den Staatssammlungen
als Geschenk anzubieten. Die Annahme muß
und wird als ehrenvolle Auszeichnung gelten.
Das würde für Volk und Nation einen stolzen
Gewinn bedeuten, dem Künstler doppelten
Vorteil bringen: wirtschaftlich fühlbare Aner-
kennung — Monumentalisierung der Werke
durch denkbar beste Erhaltung durch Jahr-
hunderte hinauf. Professor e. w. bredt—München.

max liebermann—berlin. gemälde »der barmherzige samariter«

DIE WIEDERGABE DER MEHRZAHL DER BILDER ERFOLGT MIT GENEHMIGUNG DES KUNSTSALONS PAUL CASSIRER—HERLIN.
 
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