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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Beth, Ignaz: Zu den Bildnis-Photographien von Karl Schenker
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0089

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2|J DEN BILDNIS-PHOTOGRAPHIEN VON KARL SCHENKER.

er

sehe Photogra-

\\ ......

linden RucU gesehen hat, wird sich an den ge
blick durchf fnnnern- der ihn bei ihrem An-
der egalis; j Cr merkte nämlich, daß hier

kungen entlob ?latte eines APParates Wir"
nur von K °c lWorden sind, wie man sie sonst
^erwarten"?! tern' Radierungen, Bildern
oft Schumm • InderTat sind diese tonigen,
läufigen Sinengen Bilder keine Photos im land-
aIs KunstäuR6' SOndern sie wollen allen Ernstes
beWußt rfpk mngen gewertet werden, selbst-
geht darin Pu'* sich als solche- Schenker
bildenden men nach- die eigentlich der

Ehrgeiz, e vorbehalten sind, er hat den
drum w'irdS mit Porträtmalern aufzunehmen,
sich über d^P^1 nicht unangebracht sein,
nahmen kla genschaiten seiner Bildnisauf-
rin diese aT Werden- um festzustellen, wo-

Das h male eigentlich zutage treten,
seiner BildrV°rStechendste Charakteristikum
tive Haltu Cr Cine ausgesProchen dekora-
dunkelnUncU H° bewußtes Arbeiten mit
knien ein e'u Tönen, deren Begrenzungs-

die große ,ge"artigerReiz innewohnt. Ersetzt
cu. . -n- breit ausladenden Flächen mit

scharfe

ab,
seh

m Ab

nicht

wagen ihrer Valeurs gegeneinander
%- man es bei Photographen zu

en gewoh ■—
der Zusamm lSi' sondern eben wie ein Maler,
in eir» Zufau" ngCndes zusammenzieht und
Und bringt jjenu,ch Struktur hineinsieht —
seinen Kleid hat Sehr oft' namentlich bei
Dnd' So besT0' Eindruck- daß sie gemalt
Partien her»,,1^?1 werden zusammengehörige
, Ein Zwe?t"Sgeholt und behandelt,
für die V ■ 8 ,St

'nie,

*lnes Kinns,'

seine entschiedene Vorliebe
eine Leidenschaft für den Duktus
eines Augenlides, einer Frauen-

nIS' wie er d

Platte einen V ^~ fÜr Uns Laien ~ gefühllosen
lch nicht da ntenZUfi entl°ckt, der ja bekannt-

!tfeS "denkenden"nA T Abkürzun^
aen Auges darstellt

8 ^t schon

sein persönlichstes Geheim-

3 er 'St, daR"u
die ZUr aß eb

dern

un-
Tatsache

linear ~" a" ^ Teile des Gesichtes,
en Auffassung direkt herausfor-

w,rkunrte

^Pfindsa" ltZtDen' daß Schenk

u» jene 7" *****
Lenbachall^kf6'. auf die von Holbein bis auf
irki
npf
ner
Ei,

Reservat "eine's Wnj*^"1 niC.ht unbedingt ein

ihn

i " .' u,e von no
e berühmten Porträtisten ihre Haupt-
enkei
t be

Ein Le^teTT aUfb,aUi
erv», .es' das schon

amen n \7~~ ^>-"«=mter sie mit einer -r-
ne R",?estlm.mtbcit betont und auf L

en seine Bild

XX- Oktob

■■■I

er Wl6.

bildenden Künstlers zu sein
"........________

pflegt, ist seine geistige Differenziertheit, das,
was zumeist mit dem Wort: Psychologie be-
zeichnet wird. Schenker hat ein sehr feines Auge
für jene vom Normaltypus eines Gesichtes kaum
wahrnehmbaren Abweichungen, die ihm eine
bestimmt unterstrichene Note verleihen. Es ist
oft ein unmerkliches Anziehen einer Augen-
braue , ein leises Zucken um die Oberlippe
herum, ein Gleiten über die Fingerspitzen hin-
weg, das seine Bilder so verführerisch gestal-
tet. Ein Absetzen eines Fingers, ein Lüften
der Mundwinkel können Entscheidendes über
einen Menschen mitteilen. Nach all dem ist
es klar, daß Schenker seine Modelle mit der
Souveränität eines Malers behandelt, der es
bei seinen Bildnissen auf Eigenschaften anlegt,
die ihm charakteristisch erscheinen, daß er sie
nach seinem Gutdünken formt und gestaltet.
Man könnte fast sagen, daß er seine bestimm-
ten Schönheitstypen hat, denen er seine Köpfe
irgendwie annähert, wie dies übrigens in vielen
Fällen aus der Kunstgeschichte bekannt ist.
Diese Typen bewegen sich indessen immer in
einer Welt von guterzogenen, gutgekleideten
und gepflegten Menschen. Er ist der geborene
Bildner eleganter Gestalten, vor allem vor-
nehmer Frauen, deren Körperkultur ihrer gei-
stigen Verfeinerung keinen Eintrag tut. Mit der
Leidenschaft für das großstädtisch Mondäne,
für die Schilderung kaum ausgesprochener Nei-
gungen, rasch entflammter — und rasch ver-
gehender — Wünsche ist Schenker der typische
Photograph einer modernen Großstadt, der von
derem geistigen Antlitz so wenig wegzudenken
ist, wie andere Kunstgepflogenheiten.

Keiner vermag wie er ein schönes Kleid zur
Geltung zu bringen, bei ihm erst — möchte
man sagen — verlohnt es sich, schön angezogen
zu sein, weil er jedem schönen Einfall, jeder
feinen Linie gerecht wird, sie betont und unter-
streicht. Feine Handbewegungen, verführe-
rische Blicke, vorteilhafte Halbschatten im Ge-
sicht, das ist so recht das Gebiet Schenkers, auf
dem er seine Bildniskunst voll entfalten kann,
und auf dem er kaum Rivalen besitzt, ignaz beth.

£

'in neues Leben aber kann nur aus der Tiefe einer
neuen Liebe hervorgehen, und das Vortreffliche
in der Kunst läßt sich nicht so aus verschiedenartigen
Ingredienzien zusammensetzen und bereiten, wie ein
Heiltrank in der Medizin..... Friedrich Schlegel.

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