Publikumskunst.
ihrem Exzeß
autgeputscht worden
ist; aber an solch zutällige Bosheit
zu glauben bei einer Sache, die,
ob es sich um das Auttreten eines
Flaubert, eines Strindberg, eines
Münch oder Wedekind handelt, so
selbstverständlich wie der Donner
nach dem Blitz einzutreten ptlegt,
ist doch mehr als man einem den-
kenden Menschen zumuten kann.
Es muß doch da eine Gesetzlichkeit
geben, daß einlbsensches Stück, ein
Liebermannsches Bild, ein Nolde,
ein Lehmbruck überall, wo sie
zum ersten Mal auitauchten, einen
Sturm der Entrüstung entfesselten,
während allenthalben, wohin die
„Lustige Witwe", das „Tagebuch
einer Verlorenen" oder dergleichen
Schmarren kamen, das hingerissene
Publikum nach mehr, nach viel,
viel mehr von der Trivialität gierte.
Die Unklugheit, die Unbildung, die
Gleichgültigkeit der „blöden" Masse
kann es nicht sein, sonst müßte es
einmal wenigstens vorgekommen
sein, daß diese Unwissenheit sich
geirrt, daß sie gegen die Regel ein
bedeutendes Werk verkannt und
deshalb wie einen Kitsch bejubelt
hätte. Solcher Irrtum ist ausge-
schlossen, weil sie an der Flachheit
das ihr Gemäße, das ihr Wesens-
verwandte liebt. Sie entscheidet
sich nicht aus der Unkenntnis über
den künstlerischen Wert, sondern
aus einem ganz positiven Verlangen
nach dem Mittelmäßigen. Das Mit-
telmäßige, das nicht zu erregend,
nicht zu stürmisch, nicht zu erhaben,
nicht zu edel und nicht zu machtvoll
ist, das unterhält und doch jeden
auf seiner Alltagstraße läßt, das
harmlos Nette, das wie Limonade
eingeht, das ist das, was die Vielen
wollen, wenn sie die Absicht haben
sich einmal mit der Kunst einen
guten Tag zu machen. „Kein Wun-
der", das ist die Reflexion Goethes
zu diesem Fall, „kein Wunder, daß
wir uns alle im Mittelmäßigen gefal-
len, weil es uns in Ruhe läßt; es
gibt das behagliche Gefühl, als wenn
man mit seinesgleichen umginge".
Fürwahr, das ist es, dieses behag-
liche Gefühl, diese Pantoffelweich-
heit, diese geistige Trägheit, die der
Künstler, sofern er eben zu Recht
JOS. HOFFMANN. »ANHÄNGER«
AkCHlT„
Bt-ONl)ER.
■.....
PROFESSOR JOS. HOFFMANN. »ANHÄNGER IN SILBER«
VERTRIEB : WIENER WF.RKSTÄTTE-WIEN.
»KRAVATTENNADEL«
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ihrem Exzeß
autgeputscht worden
ist; aber an solch zutällige Bosheit
zu glauben bei einer Sache, die,
ob es sich um das Auttreten eines
Flaubert, eines Strindberg, eines
Münch oder Wedekind handelt, so
selbstverständlich wie der Donner
nach dem Blitz einzutreten ptlegt,
ist doch mehr als man einem den-
kenden Menschen zumuten kann.
Es muß doch da eine Gesetzlichkeit
geben, daß einlbsensches Stück, ein
Liebermannsches Bild, ein Nolde,
ein Lehmbruck überall, wo sie
zum ersten Mal auitauchten, einen
Sturm der Entrüstung entfesselten,
während allenthalben, wohin die
„Lustige Witwe", das „Tagebuch
einer Verlorenen" oder dergleichen
Schmarren kamen, das hingerissene
Publikum nach mehr, nach viel,
viel mehr von der Trivialität gierte.
Die Unklugheit, die Unbildung, die
Gleichgültigkeit der „blöden" Masse
kann es nicht sein, sonst müßte es
einmal wenigstens vorgekommen
sein, daß diese Unwissenheit sich
geirrt, daß sie gegen die Regel ein
bedeutendes Werk verkannt und
deshalb wie einen Kitsch bejubelt
hätte. Solcher Irrtum ist ausge-
schlossen, weil sie an der Flachheit
das ihr Gemäße, das ihr Wesens-
verwandte liebt. Sie entscheidet
sich nicht aus der Unkenntnis über
den künstlerischen Wert, sondern
aus einem ganz positiven Verlangen
nach dem Mittelmäßigen. Das Mit-
telmäßige, das nicht zu erregend,
nicht zu stürmisch, nicht zu erhaben,
nicht zu edel und nicht zu machtvoll
ist, das unterhält und doch jeden
auf seiner Alltagstraße läßt, das
harmlos Nette, das wie Limonade
eingeht, das ist das, was die Vielen
wollen, wenn sie die Absicht haben
sich einmal mit der Kunst einen
guten Tag zu machen. „Kein Wun-
der", das ist die Reflexion Goethes
zu diesem Fall, „kein Wunder, daß
wir uns alle im Mittelmäßigen gefal-
len, weil es uns in Ruhe läßt; es
gibt das behagliche Gefühl, als wenn
man mit seinesgleichen umginge".
Fürwahr, das ist es, dieses behag-
liche Gefühl, diese Pantoffelweich-
heit, diese geistige Trägheit, die der
Künstler, sofern er eben zu Recht
JOS. HOFFMANN. »ANHÄNGER«
AkCHlT„
Bt-ONl)ER.
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PROFESSOR JOS. HOFFMANN. »ANHÄNGER IN SILBER«
VERTRIEB : WIENER WF.RKSTÄTTE-WIEN.
»KRAVATTENNADEL«
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