AI-EXAN-DERJARj,
W—WIEN. DENKMAL.
»TRAUERNDER ACHILLES« (lOOO ER.).
KRIEGER-DENKMÄLER.
In Februar 1915 hatte das österreichische
-L Kultusministerium einen Wettbewerb für
Kriegerdenkmäler ausgeschrieben. 66 000 Kr
waren insgesamt für Preise ausgesetzt. Die
außerordentliche Aufgabe fand unter den Künst-
ern Österreichs eine außerordentliche Betei-
/Sung. Die wichtigeren der Entwürfe liegen
]etzt in einem Sammelwerk vor, das der Verlag
Al)ton Schroll in Wien unter dem Titel „Krie-
gerdenkmäler" herausgebracht hat. Zusammen
mit dem früher erschienenen Werke „Soldaten-
päber und Kriegerdenkmäler" (im gleichen Ver-
mag) • worüber wir im November-Heft 1915 der
"Deutschen Kunst und Dekoration" berichte-
ten, besitzt jetzt Österreich eine solche Fülle
^0r» Anregungen und Vorbildern, daß gewiß
keine Gemeinde in Verlegenheit kommen dürfte.
Was die Künstler Österreichs hier in Erfindung
und Gestaltung geleistet haben, ist staunens-
wert. Wir können mit aller Bestimmtheit aus-
sprechen, sie werden der Aufgabe, die Helden
des Weltkrieges würdig zu ehren, voll und ganz
gewachsen sein. — Einige andere Bedenken
und Fragen lassen sich aber angesichts so präch-
tiger Werke nicht unterdrücken: Werden die
Denkmalsausschüsse dem sachkundigen Künst-
ler nun wirklich freie Hand geben? Wenn sie,
wie bisher, Ort und Art des Denkmals selbst
bestimmen wollen, ist trotz alledem eine Besse-
rung nicht zu erhoffen. Und werden die Künst-
ler, die oft durch verwandtschaftliche und son-
stige Beziehungen den Auftrag erhalten, sich
auch selbst die nötige Sachkunde erwerben?
Nicht jeder gute Plastiker hat ohne weiteres
das Zeug zu einem Denkmalbauer, mancher
versteht es nicht einmal, seinen eigenen Wer-
ken den günstigsten Platz, die rechte Aufstel-
lung zu finden. Denn hier spricht noch ande-
res mit, als Fragen der plastischen Form. Und
endlich: Wird es überhaupt angehen, nach
einem so sinnlosen, kulturwidrigen Völker-
morden triumphierende Denkmäler aufzurich-
ten, Zeichen des Stolzes, versteinerte Hurra-
rufe? Oder wäre es nicht vielmehr angezeigt,
der tiefen Trauer über die ungeheuren Verluste
Ausdruck zu geben, Zeichen zu schaffen, die
auf Jahrhunderte hinaus zum Ernst, zum Opfer-
sinn, zur Einfachheit, zur Einigkeit mahnen?
Der Geist von 1914 ist verflucht rasch ver-
flogen. Wir brauchen „Denk"-Mäler, die zur
Einkehr mahnen, die die Völker aufrütteln und
erschüttern auf ewige Zeiten. ... a. jaumann.
XX. Oktober 1916. 12 !
W—WIEN. DENKMAL.
»TRAUERNDER ACHILLES« (lOOO ER.).
KRIEGER-DENKMÄLER.
In Februar 1915 hatte das österreichische
-L Kultusministerium einen Wettbewerb für
Kriegerdenkmäler ausgeschrieben. 66 000 Kr
waren insgesamt für Preise ausgesetzt. Die
außerordentliche Aufgabe fand unter den Künst-
ern Österreichs eine außerordentliche Betei-
/Sung. Die wichtigeren der Entwürfe liegen
]etzt in einem Sammelwerk vor, das der Verlag
Al)ton Schroll in Wien unter dem Titel „Krie-
gerdenkmäler" herausgebracht hat. Zusammen
mit dem früher erschienenen Werke „Soldaten-
päber und Kriegerdenkmäler" (im gleichen Ver-
mag) • worüber wir im November-Heft 1915 der
"Deutschen Kunst und Dekoration" berichte-
ten, besitzt jetzt Österreich eine solche Fülle
^0r» Anregungen und Vorbildern, daß gewiß
keine Gemeinde in Verlegenheit kommen dürfte.
Was die Künstler Österreichs hier in Erfindung
und Gestaltung geleistet haben, ist staunens-
wert. Wir können mit aller Bestimmtheit aus-
sprechen, sie werden der Aufgabe, die Helden
des Weltkrieges würdig zu ehren, voll und ganz
gewachsen sein. — Einige andere Bedenken
und Fragen lassen sich aber angesichts so präch-
tiger Werke nicht unterdrücken: Werden die
Denkmalsausschüsse dem sachkundigen Künst-
ler nun wirklich freie Hand geben? Wenn sie,
wie bisher, Ort und Art des Denkmals selbst
bestimmen wollen, ist trotz alledem eine Besse-
rung nicht zu erhoffen. Und werden die Künst-
ler, die oft durch verwandtschaftliche und son-
stige Beziehungen den Auftrag erhalten, sich
auch selbst die nötige Sachkunde erwerben?
Nicht jeder gute Plastiker hat ohne weiteres
das Zeug zu einem Denkmalbauer, mancher
versteht es nicht einmal, seinen eigenen Wer-
ken den günstigsten Platz, die rechte Aufstel-
lung zu finden. Denn hier spricht noch ande-
res mit, als Fragen der plastischen Form. Und
endlich: Wird es überhaupt angehen, nach
einem so sinnlosen, kulturwidrigen Völker-
morden triumphierende Denkmäler aufzurich-
ten, Zeichen des Stolzes, versteinerte Hurra-
rufe? Oder wäre es nicht vielmehr angezeigt,
der tiefen Trauer über die ungeheuren Verluste
Ausdruck zu geben, Zeichen zu schaffen, die
auf Jahrhunderte hinaus zum Ernst, zum Opfer-
sinn, zur Einfachheit, zur Einigkeit mahnen?
Der Geist von 1914 ist verflucht rasch ver-
flogen. Wir brauchen „Denk"-Mäler, die zur
Einkehr mahnen, die die Völker aufrütteln und
erschüttern auf ewige Zeiten. ... a. jaumann.
XX. Oktober 1916. 12 !