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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Gerstenberg, Kurt: Hoffnung auf die deutsche Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0205

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Hoffnung auf die deutsche Kunst.

»PUTTEN AM
DU VE-BRUNNEN
IN HANNOVER«

daß ihr Anblick uns hochgemuter stimmt, daß
wir den Alltag dann leichter ertragen.

!m Deutschland des 18. Jahrhunderts war die
führende Kunst an den Höfen der weltlichen
u"d geistlichen Fürsten zu finden. An Wänden
und Gewölben prangten Ruhmesapotheosen für
den lebenden Fürsten oder den Namensheiligen
des regierenden geistlichen Herrn. Im 19. Jahr-
hundert wurde diese Hofkunst abgelöst von
einer Kunst des Bürgertums. Das anfängliche
grobe stoffliche Verlangen verschob sich soweit,
daß allmählich alleBildgedanken verpöntwurden.
Das 20. Jahrhundert könnte die deutsche Kunst

aufgipfeln lassen zu einer Kunst des bürgerlichen
Heldentums. So würde auf die Kunst des indi-
viduellenMachtbewußtseinsim 18. Jahrhundert,
die auf den Ruhm des einzelnen zugespitzt
war, die breite bürgerliche Kunst im 19. Jahr-
hundert folgen mit einer Wahl von Stoffen, die
der bürgerlichen Kultur allgemein und gleich-
mäßig angehören. Aus Welle und Gegenwelle
aber erwächst als Wellenberg die Kunst, die
das Bürgerliche zum Heldischen emporführt,
die Kunst, die das Heldentum eines Volkes
bildhaft vor aller Augen stellt. Diese stofflich
neue, gehaltlich reichere Kunst könnte nur dann
 
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