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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Herald, Heinz: Bühnen-Entwürfe von Gustav Wunderwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0296

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GUSTAV WUNDER WALD. BÜHNEN-ENTWURF. ZU MOZART »HOCHZEIT DES FIGARO« GARTENSAAL.

BÜHNEN-ENTWÜRFE VON GUSTAV WUNDERWALD.

Seit etwa anderthalb Jahrzehnten sind Malerei
und Theater eng verbunden. Aus dieser
Ehe ist manches Erfreuliche gewachsen, beide
Teile, besonders aber das Theater, haben pro-
fitiert und sind befruchtet worden. Die male-
rische Bewegung auf der Bühne, die in den
ersten Jahren ein wenig zu weit um sich ge-
griffen und öfter die Bedingungen der Szene
mit den Bedingungen des Bildes verwechselt
hatte, setzte sich bald selber Ufer. Man lernte
schnell erkennen, daß das Bühnenbild eine be-
sondere Konzentration verlangt, daß der wirk-
liche Raum, in dem der Theaterkünstler schafft,
anders zu behandeln ist, als der imaginäre Raum
des Malers, daß hier alles viel stärker zur stren-
geren Form drängt, das größere Format seine
eigenen Gesetze hat und — das Wichtigste! —
das Bild etwas Fertiges und in sich Vollkom-
menes darstellt, während das Bühnenbild seine
Vollendung erst durch die sich in ihm bewegen-
den Menschen erhält (deren Gestalt, Kostüm,
Bewegung in jedem Augenblick zu seinen Kon-
turen, Farben, Beleuchtungen in einem be-

stimmten Verhältnis stehen muß), und dies so
entstandene Gesamtbild nur ein Teil desTheater-
kunstwerkes, des Ganzen wegen geschaffen und
daher auch vom Ganzen abhängig ist.

Sehr deutlich lassen sich in der Entwicklungs-
linie, die den Weg der Theatermalerei in den
letzten Zeitabläufen bezeichnet, zwei Abschnitte
und Wegbiegungen erkennen. Der erste dieser
Wendepunkte wurde erreicht, als man, ich
möchte sagen aus der Arbeit heraus, jene oben
kurz skizzierten besonderen Gesetze der Büh-
nenmalerei fand und sich eine ganze Anzahl
von Malern, die es anfangs dorthin gezogen
hatte, vom Theater wieder abwandte, weil sie
fühlten, daß sie künstlerisch doch an eine andere
Stelle gehörten. Am zweiten Wendepunkt aber
war man angekommen, als es klar wurde, daß
auf dem Thealer — seinem ganzen Wesen
nach — jeder Naturalismus des Bildes, ja jeder
Realismus gegebenenfalls zurücktreten müsse
hinter einer starken, sinnfälligen und nach Mög-
lichkeit einfachen symbolischen Gestaltung.
Eines der kräftigsten und eigenartigsten Talente,
 
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