Frau Käthe Kruse.
FRAU KÄTHE KRUSE—BAD KOSEN.
PUPPEN »SPORTSLEUTE«
müssen deshalb, um zu beschäftigen, und zu
wirken, in großer Zahl erscheinen. Sie illu-
strieren dann den Begriff „unser Heer"; die
Freude an Machtentfaltung, Zahl und bunter
Pracht, Trommelwirbel und Fahnenrauschen
und klingendem Spiel, Parade und Stolz, und
im ganzen: o, welche Lust Soldat zu sein!
Ich glaube aber, diese harmlose Freude ist
uns verloren gegangen. Ertränkt in dem Grauen
des Krieges, erstickt in dem Mitgefühl mit
dem Schicksal der Einzelnen. Aus der Freude
an unserem Heer ist das Mitfühlen mit dem
Individuum und die tiefe Dankbarkeit gegen
jeden Einzelnen geworden. Und diesem Ge-
fühl dienen meine kleinen Soldaten. Und darum
mußtensie menschenähnlich und typischwerden.
Nicht in der Masse liegt hierbei das Interesse,
sondern in der Möglichkeit lebendiger Darstel-
lung. Das genießt man schon an einem einzelnen
Figürchen, — mit dreien, sechsen oder zwölfen
läßt sich schon Unendliches erleben, da sie ja
in jede Situation hineinzubringen sind. Und
damit erledigt sich auch der dritte Satz.
Ich möchte hinzufügen, um nicht falsch ver-
standen zu werden, daß ich nicht etwa von der-
artigen Vorstellungen aus auf dieses Resultat
ausgegangen bin. Vielmehr entstanden auch
diese Geschöpf chen ganz intuitiv, ohneTendenz.
Was ich selbst dabei instinktiv wollte und in
welcher Weise diese Puppen auf das Kind wir-
ken mögen, das muß ich mir, da ich sehe, daß
es notwendig, erst jetzt ziemlich mühsam selbst
erhellen. — In der Konstruktion dieser Puppen
lagen unbeabsichtigt unzählige andere Mög-
lichkeiten, die mir erst nach und nach auf-
gingen. Einen winzigen Anfang zu ihrer Ver-
wirklichung lege ich hier im Bilde vor. Es ist
natürlich dasselbe, ob ich Soldaten oder andere
Menschlein mache, Kutscher, Schaffner, Fracht-
leute und was sonst zu wünschen wäre — und
von da zur Puppentheaterfigurine und Puppen-
stubefamilie (die beiden schreien nach Refor-
mierung) ist nur ein kleiner, reizvoller Schritt.
Aber was für ein Feld allein in dieser winzigen
Größe! Das dürfte über meine persönliche
Kraft gehen, sowohl körperlich aiskaufmännisch.
Für diesmal jedoch wollte ich nur von meinen
Absichten reden, die weiß ich rein und kann
sie ringsrum vertreten. Wenn mich doch nun
nie wieder jemand als die Erfinderin der Cha-
rakterpuppen feiern wollte! —■ das ist wirklich
bitter! — Denn ich habe ja, meine großen erst
und dann meine kleinen Puppen und alles was
ich noch machen werde, gerade in der Abwehr
geschaffen. Seele sollen sie haben und zur
Seele des Kindes sollen sie sprechen. — Wenn
aber einer sagen würde, der Jockel oder Lili
oder Christinchen oder mein Seppl oder wer
es sonst sei, haben Charakter---hernach
möchte ich mich hinlegen und sterben. — k. k.
FRAU KÄTHE KRUSE—BAD KOSEN.
PUPPEN »SPORTSLEUTE«
müssen deshalb, um zu beschäftigen, und zu
wirken, in großer Zahl erscheinen. Sie illu-
strieren dann den Begriff „unser Heer"; die
Freude an Machtentfaltung, Zahl und bunter
Pracht, Trommelwirbel und Fahnenrauschen
und klingendem Spiel, Parade und Stolz, und
im ganzen: o, welche Lust Soldat zu sein!
Ich glaube aber, diese harmlose Freude ist
uns verloren gegangen. Ertränkt in dem Grauen
des Krieges, erstickt in dem Mitgefühl mit
dem Schicksal der Einzelnen. Aus der Freude
an unserem Heer ist das Mitfühlen mit dem
Individuum und die tiefe Dankbarkeit gegen
jeden Einzelnen geworden. Und diesem Ge-
fühl dienen meine kleinen Soldaten. Und darum
mußtensie menschenähnlich und typischwerden.
Nicht in der Masse liegt hierbei das Interesse,
sondern in der Möglichkeit lebendiger Darstel-
lung. Das genießt man schon an einem einzelnen
Figürchen, — mit dreien, sechsen oder zwölfen
läßt sich schon Unendliches erleben, da sie ja
in jede Situation hineinzubringen sind. Und
damit erledigt sich auch der dritte Satz.
Ich möchte hinzufügen, um nicht falsch ver-
standen zu werden, daß ich nicht etwa von der-
artigen Vorstellungen aus auf dieses Resultat
ausgegangen bin. Vielmehr entstanden auch
diese Geschöpf chen ganz intuitiv, ohneTendenz.
Was ich selbst dabei instinktiv wollte und in
welcher Weise diese Puppen auf das Kind wir-
ken mögen, das muß ich mir, da ich sehe, daß
es notwendig, erst jetzt ziemlich mühsam selbst
erhellen. — In der Konstruktion dieser Puppen
lagen unbeabsichtigt unzählige andere Mög-
lichkeiten, die mir erst nach und nach auf-
gingen. Einen winzigen Anfang zu ihrer Ver-
wirklichung lege ich hier im Bilde vor. Es ist
natürlich dasselbe, ob ich Soldaten oder andere
Menschlein mache, Kutscher, Schaffner, Fracht-
leute und was sonst zu wünschen wäre — und
von da zur Puppentheaterfigurine und Puppen-
stubefamilie (die beiden schreien nach Refor-
mierung) ist nur ein kleiner, reizvoller Schritt.
Aber was für ein Feld allein in dieser winzigen
Größe! Das dürfte über meine persönliche
Kraft gehen, sowohl körperlich aiskaufmännisch.
Für diesmal jedoch wollte ich nur von meinen
Absichten reden, die weiß ich rein und kann
sie ringsrum vertreten. Wenn mich doch nun
nie wieder jemand als die Erfinderin der Cha-
rakterpuppen feiern wollte! —■ das ist wirklich
bitter! — Denn ich habe ja, meine großen erst
und dann meine kleinen Puppen und alles was
ich noch machen werde, gerade in der Abwehr
geschaffen. Seele sollen sie haben und zur
Seele des Kindes sollen sie sprechen. — Wenn
aber einer sagen würde, der Jockel oder Lili
oder Christinchen oder mein Seppl oder wer
es sonst sei, haben Charakter---hernach
möchte ich mich hinlegen und sterben. — k. k.