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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Esswein, Hermann: Paul Knauer-Hase, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0309

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Paul Knauer-Hase-München.

stark ausgesprochenen atmosphärischen Stim-
mungen dieser Landschaften das störend Zu-
fällige, das Sensationelle im Sinne des Natura-
lismus benimmt. Knauer gibt die mannigfachen
Wirkungen des frühen und des späten Sonnen-
lichtes gelassen und ruhig wieder, ohne sie, aus
dem Zusammenhange gerissen, zum Effekt, zur
Pointe werden zu lassen. Innerhalb der ge-
schlossenen Schönheit desfarbigen und formalen
Aufbaus von Bildern wie den Alten Häusern
in Ragusa oder dem Aquädukt ist das Morgen-
bezw. Spätnachmittagslicht kein auf Illusion
berechneter Täuschungswitz, sondern die subli-
mierteste Äußerung der alle Bildelemente durch-
strömenden Bildseele.

Knauer zeigt die Schönheit seiner Farbe,
die reichen Abstufungen des Grüns der süd-
lichen Vegetation von hellen milchigen Schilf-
tönen über den silbrig gedämpften Glanz der
Oliven bis zu metallisch funkelnden Dunkel-
heiten, die altgolddurchschimmerten Lilatöne

der Schatten, die rötliche Kraft des Erdreiches
und das Farbenspiel des Mauerwerks, dies
letztere gern mit den prickelnden Lokalfarben-
akzenten grüner Fensterläden, mit der ganzen
Unbefangenheit eines naturfrohen recht ein-
dringlichen Beobachters, aber auch nie ohne
den großen synthetischen Willen des über die
Wirklichkeit hinausstrebenden Künstlers, den
auch die leckerste Einzelheit nur dann freut,
wenn sie der Bildidee zu dienen vermag.

Die Malerei Knauers, auch die seiner Still-
leben, ist trotz der unkleinlichen, zügigen Pinsel-
führungnichts weniger als „dekorativ", sondern
durchaus intim. Sie hat Tiefe und Sinn für
pikante Raumgestaltung, sie ist ohne natura-
listische Akribie aufs reichste differenziert, sie
hat in manchem Falle wohl eine noch feinere
Unterscheidung der verschiedenen Stofflich-
keiten zu lernen, aber es gereicht ihr zum Lobe
und nicht zum Tadel, die Körperlichkeit der
Dinge nicht unschön und unnütz zu übertreiben.
 
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