Erich Büttner— Berlin.
ERICH HÜTTNER-- BERLIN. RADIERUNG »UNIVERSITÄTS-GARTEN« 1H12.
schaft, malt Aquarell auf Aquarelle, wohl hun-
dert in einem Monat, um die Hände frei zu
bekommen. Als moralisches Element steht
hinter ihm Menzel und als Sehform vor ihm
Leistikow. So tritt er vor Orlik hin, der ihm
in fünfjährigem Unterricht besonders seine zeich-
nerische Begabung fördert und die Ökonomie
der Mittel lehrt. Die Malerei wird nur als
Aquarell fortgesetzt und auf dunkle Tonigkeit
gestimmt. Es gibt wohl nur wenige Winkel des
alten malerischen Berlin, die Büttner nicht ge-
malt hätte, und das trübe, etwas undurchsich-
tige Kolorit bringt gut die melancholischen
Reize dieser Stätten zum Ausdruck. Auch diese
Arbeit gab eine neue Freiheit; die der Auf-
fassung des bewegten Lebens. Mit den in ehr-
licher Arbeit frei gewordenen Mitteln der Zeich-
nung und der Auffassung stand er dem Impres-
sionismus freier gegenüber, wenngleich auch er
die Analyse von Licht und Luft im Sinne von
Monets Heuschober ausübte. Das zeichnerische
Sehen blieb jedoch im gewissen Sinne seine
Grundlage, ebenso die Sachlichkeit der Form,
und die Indifferenz dem Inhalt gegenüber, die
ein Begleitmoment des Impressionismus war,
hat dieser „Erzähler" nie gekannt. Das bloße
Licht- und Luftdasein der Dinge im Räume
haben Büttner nie ganz befriedigt. So tritt
neben dem impressionistischen Problem der
breiten Sonne im Vordergrund, mit den durch-
sichtigen Schatten im Hintergrund der „Bau-
platz des Deutschen Museums" (Abb. S. 309)
als intergrierendes Moment hinzu, und ein an-
derer Neubau, des Aquariums (Abb. S. 325)
spielt nicht nur mit den hellen Tönen des Him-
mels und des Kalkes, sondern auch mit dem
Liniengewirr und den Arbeitern. Man muß oft
an Menzel denken; wie ein Tagesausschnitt un-
merklich zu einem Stück Geschichte wird. Auch
Büttner entdeckt seinen Gegenstand und findet
ihn, weil er ihn nicht als Problem sucht.
Er wendet sich eines Tages dem Leben im
und um den Zoologischen Garten zu. (Abb.
S. 323.) Immer einheitlicher wird das Erlebnis.
Form und Licht kämpfen nicht mehr, sondern
scheinen ausgeglichen, und die Komposition
weiß mit wenigen Akzenten Fläche und Raum
abzurunden. Das Kolorit bekommt eine Har-
monie von hellen, leuchtenden Farben, die
durch viel Weiß zwischen den Lokalfarben er-
ERICH HÜTTNER-- BERLIN. RADIERUNG »UNIVERSITÄTS-GARTEN« 1H12.
schaft, malt Aquarell auf Aquarelle, wohl hun-
dert in einem Monat, um die Hände frei zu
bekommen. Als moralisches Element steht
hinter ihm Menzel und als Sehform vor ihm
Leistikow. So tritt er vor Orlik hin, der ihm
in fünfjährigem Unterricht besonders seine zeich-
nerische Begabung fördert und die Ökonomie
der Mittel lehrt. Die Malerei wird nur als
Aquarell fortgesetzt und auf dunkle Tonigkeit
gestimmt. Es gibt wohl nur wenige Winkel des
alten malerischen Berlin, die Büttner nicht ge-
malt hätte, und das trübe, etwas undurchsich-
tige Kolorit bringt gut die melancholischen
Reize dieser Stätten zum Ausdruck. Auch diese
Arbeit gab eine neue Freiheit; die der Auf-
fassung des bewegten Lebens. Mit den in ehr-
licher Arbeit frei gewordenen Mitteln der Zeich-
nung und der Auffassung stand er dem Impres-
sionismus freier gegenüber, wenngleich auch er
die Analyse von Licht und Luft im Sinne von
Monets Heuschober ausübte. Das zeichnerische
Sehen blieb jedoch im gewissen Sinne seine
Grundlage, ebenso die Sachlichkeit der Form,
und die Indifferenz dem Inhalt gegenüber, die
ein Begleitmoment des Impressionismus war,
hat dieser „Erzähler" nie gekannt. Das bloße
Licht- und Luftdasein der Dinge im Räume
haben Büttner nie ganz befriedigt. So tritt
neben dem impressionistischen Problem der
breiten Sonne im Vordergrund, mit den durch-
sichtigen Schatten im Hintergrund der „Bau-
platz des Deutschen Museums" (Abb. S. 309)
als intergrierendes Moment hinzu, und ein an-
derer Neubau, des Aquariums (Abb. S. 325)
spielt nicht nur mit den hellen Tönen des Him-
mels und des Kalkes, sondern auch mit dem
Liniengewirr und den Arbeitern. Man muß oft
an Menzel denken; wie ein Tagesausschnitt un-
merklich zu einem Stück Geschichte wird. Auch
Büttner entdeckt seinen Gegenstand und findet
ihn, weil er ihn nicht als Problem sucht.
Er wendet sich eines Tages dem Leben im
und um den Zoologischen Garten zu. (Abb.
S. 323.) Immer einheitlicher wird das Erlebnis.
Form und Licht kämpfen nicht mehr, sondern
scheinen ausgeglichen, und die Komposition
weiß mit wenigen Akzenten Fläche und Raum
abzurunden. Das Kolorit bekommt eine Har-
monie von hellen, leuchtenden Farben, die
durch viel Weiß zwischen den Lokalfarben er-