Erich Büttner—Berlin.
reicht wird. Dieses Abwägen der ganzen Bild-
haltung läßt sich auf englische Einflüsse wie
Whistler zurückführen. Auch dieses mag ein
Zeichen sein, daß die konsequente Problem-
stellung des Impressionismus nie seine Art war
und der „Strand" (Abb. S. 329) mag als tref-
fender Beweis gelten, wie wenig ihm bei diesem
Vorwurf das impressionistische Vorbild Lieber-
manns etwas gesagt hat. Die Dinge selbst als in-
dividueller Charakter sprechen zu stark zu ihm,
als daß sie bloße Lichtstation werden könnten.
Ein solches Sehen und Auffassen mußte mit
den Mitteln der Graphik nicht nur schneller
und sicherer zu Werke gehen, sondern auch
eine Vertiefung seiner Anlagen erhoffen. Nach
dem Holzschnitt kam die Radierung, die auch
Büttners ganz unstilisierten Linie mehr ent-
sprach und mit der mehr oder weniger kunst-
gewerblichen Linie des modernen Holzschnittes
nichts zu tun hat. Obwohl die Radierung „ Grune-
wald" (Abb. S. 313) im Ausschnitt wie im Licht
und den vielen interessant gemachten Bewe-
gungsrichtungen der Menschen, noch das „im-
pressionistische" Leben des Momentes charak-
terisieren will, bekommt jedoch die einzelne
Erscheinung wie Baum und Mensch eine höhere
Festigkeit und Existens. Und hält man diesem
Blatt den „Straßenbahnbau" (Abb. S. 320) ent-
gegen, der nur ein Jahr später entstand, so
sieht man, daß das zeichnerische Sehen, das
die Existens der Dinge betont, die interessante
Erscheinung des Dinges, die der Impressionis-
mus anstrebt, überwunden hat.
Diese Wandlung vom Impressionismus zum
Expressionismus vollzieht sich bei Büttner nicht
von Partei zu Partei. Seinen ganzen Anlagen
nach konnte man sagen, daß der Impressionis-
mus bei ihm nur eine glückliche Lernperiode
sein werde, glücklich, weil wir ja seine Lern-
freude allen Dingen gegenüber schon früher
ERICH BÜTTNER—BERLIN. BLEISTIFT-ZEICHNUNG »VILLA IN HERINGSDORF« 1911.
reicht wird. Dieses Abwägen der ganzen Bild-
haltung läßt sich auf englische Einflüsse wie
Whistler zurückführen. Auch dieses mag ein
Zeichen sein, daß die konsequente Problem-
stellung des Impressionismus nie seine Art war
und der „Strand" (Abb. S. 329) mag als tref-
fender Beweis gelten, wie wenig ihm bei diesem
Vorwurf das impressionistische Vorbild Lieber-
manns etwas gesagt hat. Die Dinge selbst als in-
dividueller Charakter sprechen zu stark zu ihm,
als daß sie bloße Lichtstation werden könnten.
Ein solches Sehen und Auffassen mußte mit
den Mitteln der Graphik nicht nur schneller
und sicherer zu Werke gehen, sondern auch
eine Vertiefung seiner Anlagen erhoffen. Nach
dem Holzschnitt kam die Radierung, die auch
Büttners ganz unstilisierten Linie mehr ent-
sprach und mit der mehr oder weniger kunst-
gewerblichen Linie des modernen Holzschnittes
nichts zu tun hat. Obwohl die Radierung „ Grune-
wald" (Abb. S. 313) im Ausschnitt wie im Licht
und den vielen interessant gemachten Bewe-
gungsrichtungen der Menschen, noch das „im-
pressionistische" Leben des Momentes charak-
terisieren will, bekommt jedoch die einzelne
Erscheinung wie Baum und Mensch eine höhere
Festigkeit und Existens. Und hält man diesem
Blatt den „Straßenbahnbau" (Abb. S. 320) ent-
gegen, der nur ein Jahr später entstand, so
sieht man, daß das zeichnerische Sehen, das
die Existens der Dinge betont, die interessante
Erscheinung des Dinges, die der Impressionis-
mus anstrebt, überwunden hat.
Diese Wandlung vom Impressionismus zum
Expressionismus vollzieht sich bei Büttner nicht
von Partei zu Partei. Seinen ganzen Anlagen
nach konnte man sagen, daß der Impressionis-
mus bei ihm nur eine glückliche Lernperiode
sein werde, glücklich, weil wir ja seine Lern-
freude allen Dingen gegenüber schon früher
ERICH BÜTTNER—BERLIN. BLEISTIFT-ZEICHNUNG »VILLA IN HERINGSDORF« 1911.