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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Jaumann, Anton: Die Bühne des häuslichen Lebens
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0347

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Die Bühne des häuslichen Lebens.

i

FRAU LILLI TERSXEGEN—MÜNCHEN.

Symbole. Ohne Phantasie kein höherer Genuß!
Wem die Wohnung nicht mehr ist als eine Ge-
legenheit zum Wohnen, Schlafen, Essen, Ar-
beiten, den wird sie eben anöden, und wenn
ihre künstlerische Ausstattung Hunderttausende
verschlungen hat. Es darf nicht verschwiegen
werden, unsere Raumkunst hat sich bisher
schwer versündigt, indem sie die starre, nüch-
terne Auffassung des häuslichen Lebens nur
allzu sehr gefördert hat. Sie ist mitverant-
wortlich für die Regie der Häuslichkeit, und
dieser Verantwortung hat sie sich keineswegs
gewachsen gezeigt. Da ist ein Übermaß an
Säulen, Getäfel, Ein- und Umbauten. Doch sie

»HAUSKLEID IN WOLLMUSSELIN UND SAMTJÄCKCHEN

dienen nur „architektonischen Zwecken". Wir
brauchen Nischen und Lauben, wo es sich an-
genehm sitzt und plaudert. Sofort wird man
Lust haben, daheim zu bleiben und zu plau-
dern. Welcher Architekt hat daran gedacht,
Türen und Möbel so zu verteilen, daß dem Fuß
angenehme Wege vorgezeichnet sind, daß sie
elegante Wendungen bezwingen, daß sich die
Körper der Wandelnden als Bild darbieten?
Die Wandtäfelung soll in erster Linie nicht,
wie man zu glauben scheint, die Wand „auf-
teilen", sondern den davor Stehenden öder
SitzendengünstigeHintergründeundRahmungen
darbieten. Schafft Sitz- und Ruhegelegenheiten,
 
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