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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Jaumann, Anton: Die Bühne des häuslichen Lebens
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0349

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Die Bühne des häuslichen Lebens.

FRAU LIIXI REICH—BERLIN. »BLUSE AUS EINEM STUCK« WIRD VOR- UND ZURÜCK GEBUNDEN.

die grelle Beleuchtung der vieltausendkerzigen
Kronen nichts erzeugt als eine künstliche,
marmorne Erstarrung.

Der Spiegel ist der Frau ein vertrauterFreund
und Spielgenosse. Der Architekt soll ihn darum
nicht wie ein Stück Tapete ankleben, wo seine
Architektur gerade zufällig eine Lücke ließ.
Der Spiegel ist für einen Lückenbüßer viel zu
schade. Baut ihm Nischen, Wände !

Selbst in der luxuriösesten Wohnung fehlt
es allenthalben an Spielgerät. Man hat viel-
leicht einen Kartentisch im Herrenzimmer,
einen Flügel im Musikraum. Alles übrige mußte
sich ins Kinderzimmer zurückziehen, denn wir

Erwachsenen sind zum Spielen doch zu ernst!
Und wie leicht könnte den teuren Sachen was
geschehen! Dabei verstehen es die Wenigsten,
um ihren Flügel einen wirklich stimmungsvollen
Musikraum herumzubauen. Mit dem vielbe-
liebten Grammophon ist es ebenso. Es steht
blöd und starr in seiner Ecke, wo gerade Platz
war. Von Verständnis für seine eigenartige
Rolle keine Spur! Warum errichten wir ihm
nicht einen Tempel oder die Andeutung eines
Tempels, und ein Tanzplätzchen dazu? Die
Hausaltäre sind verschwunden, aber Räume
der Sammlung, des Kunstgenusses haben sie
nicht ersetzt. Wißt ihr, warum auch Verwöhn-

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