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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Behne, Adolf: Vom Stilleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0363

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Vom Stilleben.

denen sie ihre Stärke, eben die
Farbe, am deutlichsten beweisen
konnten. Was aber war da geeig-
neter als Blumen, Früchte, buntes
Geschirr, schillernde Vogelfedern,
seidige Tierfelle, Gläser, in denen
das Licht reflektiert wird, Wein,
der durch grüne Römer schimmert
u. a. Alle diese Tatsachen kamen
zusammen, um den Niederländer
zum klassischen Stillebenmaler zu
machen. Es genügt, die Namen Jan
Wenix d.J., Franz Snyders.Davidsz
de Heem, Heda zu nennen. — Von
den Niederlanden aus nahm nun
das Stilleben seinen Weg über ganz
Europa. Es fand bei den einzelnen
Völkern eine sehr verschiedene
Aufnahme, je nach dem Tempera-
ment und den künstlerischen Idea-
len. Daß es im stammverwandten
Deutschland ohne weiteres Hei-
matsrecht gewann, versteht sich
von selbst. Freilich können wir
dem Heere hervorragender nieder-
ländischer Stillebenmaler für das
17. Jahrhundert nur wenige eben-

DAG. PECHE. »DOSE« KERAMIK MIT GOLD.

vollen Betrachtung einer an-
spruchslosen Umgebung beson-
ders deutlich ausgeprägt. Dazu
war das Volk relativ wohlhabend
und einem frohen Genießen der
irdischen Güter zugetan. Gut
Essen und Trinken war für sie
nichts Gleichgültiges, ein Glas
Wein, ein tüchtiger Braten, ge-
sottene Krebse, prangendes
Obst — das sahen sie gern auf
ihrem Tisch. Kein Wunder, daß
sie es auch gern gemalt sahen.
Und schließlich hatten die Nie-
derländer — darin einzig den
Venezianern zu vergleichen —■
ein besonders fein ausgebildetes
Farbengefühl, sie waren Kolo-
risten, die ihre Farben bis aufs
äußerste und feinste auszunut-
zen verstanden. Natürlich such-
ten sich also die niederländi-
schen Maler, nachdem der Zwang
des religiösen Bildes einmal ge-
brochen war, für ihre Gemälde
solche Stoffe zum Vorbild, an

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