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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Behne, Adolf: Vom Stilleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0366

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Vom Stilleben.

PROFESSOR M. POWOLNY—WIEN.

»GLASIERTE OFENKACHEL«

bürtige Künstler gegenüberstellen, aber in mo-
derner Zeit haben wir einige ausgezeichnete
Künstler des Stillebens zu verzeichnen, allen
voran Charles Schuch, aber auch Ferdinand
Waldmüller, Scholderer, Kurt Herrmann u.a. —
Die Italiener haben von Hause aus eine sehr
geringe Neigung zum Stilleben, ja man kann
sagen, daß dieser Begriff sich zum italienischen
Wesen geradezu gegensätzlich verhält. Der
Italiener ist als Künstler auf ganz andere Dinge
eingestellt. Ihn interessiert recht wenig das Un-
scheinbare, Kleine und Einzelne, sein Sinn ist
auf das Große, das Gewaltige und von allem
Zufälligen Befreite hingewandt, für ihn ist alles
das, was sich der niederländische Maler mit
Geduld zu einem Stilleben aufbaut, nichts als
„Kleinkram". Der Italiener hätte bei dieser
Gesinnung niemals zum Erfinder des Stillebens
werden können, und wenn wir nun doch in den

späteren Jahrhunderten der italienischen Ma-
lerei das Stilleben auftauchen sehen, so ist es
klar, daß es sich nur um eine Übernahme aus
dem Norden handeln kann. Es ist auch charak-
teristisch, daß das Stilleben innerhalb Italiens
eigentlich nur in Venedig eine Pflegestätte fand,
in derjenigen Stadt Italiens, die dem Norden
am nächsten lag, am ehesten Einflüssen von
dort offen stand und die wir schon vorhin als
den Niederländern im Punkte der künstleri-
schen Ideale verwandt bezeichneten.

Etwas anderes war es mit Spanien. Die
spanischen Maler sind in ihrem Wesen immer
eine eigenartige Mischung von religiöser Mystik
und realistischer Freude am täglichen Leben
gewesen. Der Trieb zum Großartigen, Erha-
benen hat bei ihnen nicht, wie bei den Italienern,
den anderen Trieb erstickt, freilich war ihrem
südlichen Charakter doch das Stilleben als

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